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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 164
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0166
Städte und Märkte im spätmittelalterlichen Breisgau
zwischen wirtschaftlicher Konkurrenz und Umlandsicherung

Tom Scott
/.

In der neueren Wirtschaftsgeschichte haben die Rolle der Mittel- und Kleinstädte
und die Verdichtung des Marktnetzes im Spätmittelalter als Indikatoren
wirtschaftlichen Wachstums eine Aufwertung erfahren. Die bislang vorherrschende
Lehrmeinung, die auf Thomas Malthus zurückgeht, weist auf die Schranken
hin, die einem demographisch sich immer wieder ausgleichenden System - dem
sogenannten homöostatischen Gleichgewicht - innewohnen. Diese pessimistische
Wertung des Wachstumspotentials vormoderner Gesellschaften ist inzwischen der
Einsicht gewichen, daß im Geiste Adam Smiths durch funktionale Spezialisierung
und Arbeitsteilung innerhalb eines expandierenden Marktgeflechts ein allmählicher
Produktionszuwachs zu erzielen ist. Konkret gesprochen: Marktintegration
auf regionaler Basis einerseits und die Leitfunktion der Städte als zentralörtliche
Förderer und Gestalter ihres agrarischen und landhandwerklichen Hinterlandes
andererseits schaffen die Voraussetzungen für ein anhaltendes wirtschaftliches
Wachstum1.

Die oberrheinische Wirtschaft im späten Mittelalter scheint diesem theoretischen
Ansatz zunächst Genüge zu tun, war sie doch vermeintlich von zwei dementspre-
chenden Merkmalen geprägt: Einer ausgesprochenen Städtedichte bzw. einem flächendeckenden
Markt- und Verkehrsnetz sowie einer naturräumlichen Gliederung,
innerhalb welcher das reichliche Vorkommen von Bodenschätzen und günstige
topographisch-klimatische Verhältnisse die Bedingungen geschaffen haben für
eine ausdifferenzierte Landschaft sich gegenseitig ergänzender und potenzierender
Wirtschaftszonen. Der anfänglichen spätmittelalterlichen Wirtschaftsblüte, die
ebenso sehr vom innerregionalen Austausch komplementärer Bedarfsgüter herrührte
- Getreide gegen Wein, Tuch gegen Holzprodukte, mit Silbervorräten als
Basis einer stabilen regionalen Währung - wie auch vom Fernhandel, folgte jedoch
im Laufe des 15. Jahrhunderts mancherorts ein Niedergang, der nach 1500 geradezu
in eine allgemeine Sklerose einmündete2. Welchen Beitrag zum ursprünglichen
Wachstum haben die mittleren und kleineren Städte und Märkte des Oberrheins
geleistet, und welche Schuld am nachherigen Siechtum kam ihnen zu?

Die Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Selbstentfaltung der mittleren und
kleinen Zentren gestalteten sich recht unterschiedlich. Gegen die naheliegende
Vermutung, daß die herrschaftliche Kleingliederung einer integrierten Hierarchie
aufeinander abgestimmter zentraler Orte mit regelmäßiger Warenverteilung prinzipiell
zuwiderlaufen mußte, kann als Beispiel das Elsaß aufgeführt werden, wo die

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