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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 13
(PDF, 26 MB)
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sagen aber nichts darüber aus. ob sie von einsamen Wanderern, durchziehenden
Jägergruppen oder von einer längerfristigen Niederlassung stammen.

Aber jetzt stand fest: Vom heutigen Tag zurückgerechnet vor rund 6000 Jahren
siedelten Menschen im Bereich zwischen Oberdorf und Gaihof - sicher dort und
zumindest dort! In den großzügigen Dimensionen der Vorgeschichte betrachtet,
sind wir damit gar nicht mehr so weit entfernt von der ersten Sesshaftwerdung der
Menschen am Oberrhein überhaupt. Was sind dagegen läppische 1250 Jahre? Gerade
mal wenig mehr als der fünfte Teil.

Einschränkend gebe ich aber zu bedenken: Wir wissen nicht, ob die erste feste
Siedlung nur Jahre oder gar Jahrtausende bestand. Es kann nicht davon ausgegangen
werden, dass die Auggener Gemarkung oder auch nur Teile von ihr durchgängig
. Generation um Generation, menschliche Wohnstätten beherbergte bis zur
ersten schriftlichen Erwähnung des Dorfes. Mit Sicherheit haben im Verlauf der
langen Geschichte sogar verschiedene Völker hier gelebt. Aber das ist nicht das
Wesentliche, denn auch nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte um die Mitte des
17. Jahrhunderts ein erheblicher Bevölkerungsaustausch in Auggen. ebenso wie in
anderen Orten, stattgefunden. Bedeutsam ist allein die außerordentlich lange Siedlungstradition
auf diesem schönen Fleckchen Erde.

Lassen Sie mich die wesentlichen Forschungsergebnisse der letzten 30 Jahre
zusammenfassen:

1. Auggen wird im Jahr 1036 zum ersten Mal schriftlich als Ovchein genannt
und nicht, wie bisher angenommen, schon im Jahr 752 als Anghoma.

2. Dagegen beweisen Funddatierungen, dass Menschen bereits vor ungefähr
6000 Jahren die Auggener Gemarkung als festen Wohnsitz erkoren hatten.

3. Im Gemeindewald Steinacker gibt die Entdeckung einer ungewöhnlichen
Wallanlage Rätsel auf. Ist sie keltischen Ursprungs? Welche Funktion hatte sie?
Noch sind alle Fragen unbeantwortet.

4. Eine Grabung im Gewann Schloßacker beendet endgültig Spekulationen über
das. was hier einst stand. Die Erde gibt Überreste einer ehemals stattlichen ..villa
rustica" aus der Römerzeit frei.

Ein weiterer überraschender Befund ergab sich in den 1980er Jahren im Rahmen
der Erfassung erhaltungswürdiger Objekte durch das Landesdenkmalamt. Weil das
Haus Jeremias-Gmelin-Str. 12 abgerissen werden sollte, aber den Gutachtern darin
eine ungewöhnliche, holzvertäfelte Wohnstube aufgefallen war, wurde eine dend-
rochronologische Untersuchung in Auftrag gegeben. Auf diese Weise lässt sich anhand
der Jahresringfolgen in Hölzern das Fälldatum eines Baumes ermitteln, was
Rückschlüsse auf den Baubeginn ermöglicht. Das Ergebnis bedeutete eine Sensation
: Das Haus war ziemlich sicher in dem Jahr erbaut worden, in dem Markgraf
Karl die Reformation im Markgräflerland einführte, nämlich 1556. Das Haus und
seine Einrichtung hatten demnach - entgegen bisher geltenden Vorstellungen
- jahrhundertelang allen Kriegsstürmen getrotzt! Im tiefsten Frieden mussten sie
jedoch fallen.

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