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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 45
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0047
Was mag Helene Piutti dazu gebracht haben, ein Medizinstudium zu absolvieren
und innerhalb desselben die spezielle Ausrichtung einzuschlagen, die sie zur Ausübung
ihrer späteren Berufstätigkeit qualifizierte? Bei der beruflichen Entscheidung
dürfte zunächst ihre familiäre Herkunft bestimmend gewesen sein.21'

Im Sommer 1756 wanderte der Handelsmann Leonhard Piutti von seinem Heimatort
Paluzza in der Provinz Cargna in Italien nach Ohrdruf in Thüringen aus.
Während er etliche Jahre später noch einmal den Blick zurück wandte und die Errichtung
einer Seifenfabrik in der alten Heimat plante, dabei jedoch einem Mordanschlag
zum Opfer fiel, etablierte sich sein Sohn und Geschäftsnachfolger Peter
Anton Ulrich (1750-1823) endgültig im Herzogtum Gotha.

Einer der Enkel des Letztgenannten. Hermann Piutti (1812-1865). machte sich
einen Namen als sogenannter ..Wasserdoktor'*. Elf Monate nach der im Mai 1837
in Elgersburg bei Ilmenau erfolgten Gründung der ersten Kaltwasserheilanstalt in
Deutschland wurde der 1835 promovierte Hermann Piutti als Arzt an diese Einrichtung
berufen. Im Juli 1841 übernahm er die Direktion der Badeanstalt und
erwarb 1851 mit dem Kauf das alleinige Eigentum daran. Seinen jüngeren Bruder
Wilhelm als kaufmännischen Leiter zur Seite betrieb er die Einrichtung erfolgreich
für lange Zeit.

Als erster an den Universitäten Göttingen und Würzburg medizinisch ausgebildeter
Badearzt studierte Hermann die Therapieverfahren in verschiedenen Wasserheilanstalten
Europas und konnte somit die hydro-therapeutischen Verfahren in Elgersburg
weiterentwickeln. Besondere Beachtung erzielte er mit der Bekanntgabe.
Keuchhusten und akuten Gelenkrheumatismus in kurzer Zeit mit seiner Wasserkur
erfolgreich geheilt zu haben. Seine empirischen Forschungen und nachweisbare
Erfolse trugen seinen Ruf weit über die Grenzen Deutschlands hinaus und sorgten

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für einen regen Zustrom an Kurgästen.-1 Unter diesen fand Hermann Piutti auch
seine spätere Ehefrau.

Unter Leitung der Brüder Piutti entstanden auch das Kurhaus und der Kurpark.
Ihre Ehefrauen betreuten die Kinder der Gäste in einer Kinderbewahranstalt. Ein
Lungenleiden zwang den mittlerweile zum Sanitätsrat beförderten Dr. Piutti Ende
1864 zum Verkauf der Einrichtung aus gesundheitlichen Gründen. An das Wirken
der beiden Kurärzte erinnert seit dem Jahr 2001 wieder eine neue Tafel am sogenannten
Piutti-Felsen entlang des Quellenrundwegs.23' Und die Marienquelle am
Fuß des Rumpeisbergs wurde zu Ehren der Ehefrau des ..Wasserdoktors" so benannt
.

Dr. Hermann Piutti verstarb lange bevor seine Enkelin Helene zur Welt kam.
Aber vielleicht prägte er maßgeblich ihre medizinische und soziale Ausrichtung.
Ob Einflüsse von mütterlicher Seite desgleichen in diese Richtung wiesen, ist
nicht bekannt.

Eine weitere Begabung scheint ebenfalls von ihrem Großvater herzurühren.
Helene war dafür bekannt, dass sie hervorragend Klavier spielen konnte. Sie soll
sogar ihr Studium durch Klav ierkonzerte finanziert haben. Auch dem ..Wasserdoktor
** sagte man große Fertigkeit im Umgang mit der Geige nach. Seine Begabung

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