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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 46
(PDF, 26 MB)
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zur Profession machte jedoch vor allem dessen ältester Sohn Carl, also ein Onkel
von Helene, der Musik in Köln und Leipzig studierte. Organist an der Thomaskirche
in Leipzig war und sich überdies als Komponist einen Namen machte.

Soziale Einstellung und musikalische Veranlagung gehörten zu den Charakteristika
der gesamten Familie Piutti.

Qualifikation

Mit der speziellen Problematik der Säuglings- und Kinderfürsorge, insbesondere
bei sozial gefährdeten Kindern (Findelkindern, unehelichen Kindern und Kindern
bedürftiger Eltern), kam Helene Piutti möglicherweise schon als Schülerin in
Berührung. So gab es in Marburg an der Lahn bereits seit 1888 das sogenannte
Versorgungshaus, in dem ..erstgefallene Mädchen*', also schwangere, unverheiratete
junge Frauen, die oftmals von zu Hause verstoßen worden waren, schon
mehrere Monate vor der Geburt Zuflucht finden konnten. Zur Niederkunft wurden
die Mädchen in die Entbindungsanstalt überführt, von wo sie nach zehn Tagen mit
ihren Babys in das Versorgungshaus zurückkehrten und dort noch etwa ein halbes
Jahr verblieben. In dieser Zeit sollte ihnen Hilfe zu „rechtschaffenem Erwerb" und
„gewissenhafter Pflege" ihrer Kinder zuteil werden.24' Seit dem Frühjahr 1905
verfügte Marburg außerdem über ein in Räumen der Medizinischen Klinik untergebrachtes
Säuglingsheim.25' Im März 1909 wurde eine Mutter-Beratungsstelle
eröffnet, deren Hauptanliegen darin bestand, unbemittelten Eltern zu helfen, ihren
kranken Säuglingen die rechte Pflege angedeihen zu lassen und vor allem ihre
gesunden Säuglinge gesund zu erhalten.261 Schließlich fanden in Marburg 1917
erstmals Kurse in der Säuglings- und Kleinkinderpflege für Schülerinnen von Fortbildungsschulen
statt. Neben dem theoretischen Unterricht erfolgte eine praktische
Unterweisung im oben erwähnten Versorgungshaus.27'

In Marburg war es demnach nicht besonders schwierig, mit der Thematik in
Berührung zu kommen. Weniger gut bestellt zeigte sich dagegen das universitäre
Ausbildungsangebot in diese Richtung an der medizinischen Fakultät. Eine im
Mai 1918 vorgenommene Änderung der ärztlichen Prüfungsordnung, welche die
Kinderheilkunde als Bestandteil des medizinischen Staatsexamens festlegte, führte
zwar auch in Marburg verstärkt zur Forderung nach einem pädiatrischen Lehrstuhl
und einer eigenständigen Kinderklinik. Doch ersteren erhielt Marburg erst 1920
in Form einer außerordentlichen Professur28' und letztere - wenn man von einem
„kümmerlichen Provisorium" ab 1922 absieht29' - sogar erst mit der Inbetriebnahme
der ersten beiden Bauabschnitte Anfang 1924.30)

Es lagen demnach gute Gründe vor, den Studienort zu wechseln. Was aber letztendlich
Helene Piutti dazu bewegt haben mochte, in Freiburg im Breisgau ab dem
Wintersemester 1918/1919 ihr Medizinstudium fortzusetzen, darüber kann mangels
sicherer Kenntnis nur spekuliert werden. Familiäre Beziehungen nach Frei-
burs bestanden meines Wissens keine. Also dürften eher vorhandene Institutionen

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