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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 48
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0050
teil und belegte ..Technik der Säuglingsernährung mit Demonstrationen" bei Prof.
Noeggerath sowie ..Propädeutik der Kinderheilkunde" bei Privatdozent Dr. Erich
Rominger. Im Sommersemester 1921 hörte sie noch einmal Prof. Noeggerath mit
..Klinik der Kinderkrankheiten" und besuchte in ihrem letzten Semester im Winter
1921/22 das ..Pädiatrische Seminar" von Dr. Rominger sowie das „Geburtshilfliche
Seminar" von Geheimem Hofrat Prof. Dr. Erich Opitz.39'

Die Doktorarbeit reichte Helene Piutti bei Dr. Rominger. Privatdozent für Kinderheilkunde
, ein. Erich Rominger (1886-1967) war der Erste Assistent von Prof.
Noeggerath, bei dem er sich habilitiert hatte. Die von Rominger unterschriebene
Beurteilung der Arbeit lag 1923 vor und lautete wörtlich: „In der vorliegenden
Dissertation wird an Hand eines selbst beobachteten Falles die Gefährlichkeit der
Probepunktion im Säuglingsalter unter kritischer Besprechung der einschlägigen
Literatur erörtert. In der Arbeit zeigt die Verfasserin, dass sie wohl imstande ist
ein Thema wissenschaftlich abzuhandeln. Ich schlage einer hohen medizinischen
Fakultät für diese Dissertation das Prädikat rite vor."40'

Eine Karriere an der Universität schied für Frauen zu jener Zeit grundsätzlich
aus. Es blieb also nur die Anstellung in einem Krankenhaus und nach ausreichender
Berufserfahrung vielleicht die Gründung einer eigenen Praxis.

Weshalb Frau Dr. med. Helene Piutti Freiburs verließ, ist unbekannt. War es
Enttäuschung über die nicht gerade berauschende Bewertung ihrer Dissertation?
Gab es in Freiburg keine Arbeitsmöglichkeiten? Waren persönliche Differenzen im
Spiel?

Ungeachtet der Motive, die letztlich ihre Schritte nach Süden lenkten, ließ sich
in wesentlichen Aspekten ihres späteren Handelns jedenfalls der Geist des führenden
Kinderheilkundlers Prof. Noeggerath, der vielleicht auch ihr Mentor war,
wieder erkennen.

Eines von Prof. Noeggeraths besonderen Anliegen war die „Mutter und Kind"-
Station. welche die stationäre Aufnahme eines kranken Kindes zusammen mit
seiner Mutter in einem Raum vorsah.4" Diese Station befand sich im sogenannten
Gartenhaus neben der Kinderklinik.

Die Lebensmittelverknappung als Folge des Ersten Weltkriegs wirkte sich auch
negativ auf die Ernährungslage der Schuljugend in der Stadt aus. so dass es Prof.
Noeggerath ab 1916 für angeraten hielt, dem durch die sogenannte „Kinderland-
verschickung" entgegen zu wirken. Sein Bestreben bestand darin, die Gesundheit
der städtischen Jugend durch regelmäßige Aufenthalte auf dem Land zu fördern.
Er nahm Kontakt mit Ortspfarrern beider Konfessionen auf und sicherte sich
die Unterstützung von Caritas und Innerer Mission. Auf diese Weise ergab sich
zeitweise ein Überangebot an privaten Erholungsquartieren, dem eine zu geringe
Nachfrage bedürftiger Kinder gegenüberstand.42'

Die Kinder wurden anfangs in bäuerlichen Familien der näheren und weiteren
Umgebung Freiburgs und sogar bis in die Schweiz untergebracht. Alle Vor-, Nach-
und Kontrolluntersuchungen nach einem halben Jahr wurden von Noeggerath persönlich
in der Kinderklinik durchgeführt.

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