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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 79
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0081
muster dar. Auf der Grundlage meiner bisherigen Forschungen zur Geschichte des
Dorfes Riedmatt wird erstmals ein durch schriftliches Quellenmaterial fundierter
Ansatz vorgetragen, dessen Ziel die Klärung von Unsicherheiten und Unschlüssigkeiten
in dieser Frage ist. Vorab soll ein kurzer Überblick zur Entstehung und zum
Charakter der „Tschamberhöhle" gegeben werden.

Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine im Muschelkalk verlaufende Erosionshöhle
, deren es in Deutschland - einschließlich derjenigen bei Riedmatt - lediglich
drei gibt, die für den Publikumsverkehr freigegeben sind. Der Muschelkalk
hatte sich im Verlauf der Erdgeschichte aus der Ablagerung der von abgestorbenen
Tieren und Pflanzen des urzeitlichen Meeres verbliebenen Kalkbestandteile gebildet
. Aufgrund der permanenten Erdtätigkeit kam es einerseits zu Hebungen des
Geländes, die eine Zurückdrängung des Meeres bewirkten. Andererseits senkten
sich Geländeteile aber auch wieder ab. wodurch Klüfte und Brüche innerhalb der
Erdschichten entstanden. Somit konnte das von der Erdoberfläche her einsickernde
Wasser bis in die Tiefe vordringen und den verhältnismäßig leicht löslichen und
durchlässigen Muschelkalk durch Korrosion und Erosion zwischen den härteren
Gesteinsschichten herauswaschen. Aus einem kleinen Rinnsal, das den Berg in
seinem Innern durchfloss. entwickelte sich so im Laufe der Jahrtausende ein Bach,
der den Muschelkalk je nach Intensität der Wasserführung herausgelöst und der
Höhle über weite Strecken hinweg ihr besonderes Erscheinungsbild verliehen hat.
Das geschätzte Alter der Höhle liegt bei ca. 80000 Jahren. Im Unterschied zu einer
Vielzahl anderer Schauhöhlen (wie der nur wenige Kilometer entfernten, zwischen
Wehr und Schopfheim bei dem Ort Hasel gelegenen „Erdmannshöhle" oder ..Hasler
Höhle") wird man beim Betreten des sich ständig windenden, sich an Höhe und
Formen verändernden Ganges keine größere Ansammlung von Tropfsteinen vorfinden
. Auf Versinterungen trifft man nur an einigen wenigen Stellen auf den ersten
dreißig Metern (..nasser Teil"). Die für Erosionshöhlen charakteristischen Zacken.
Klüfte und Schratten an den Wänden dagegen erinnern mehr an meisterhaft aus
Sandstein herausgemeißelte Details gotischer Sakralbauten. Die „Tschamberhöhle
"' jedoch ist das Werk eines besonderen Baumeisters - nämlich der Natur selbst.
Noch heute verläuft in ihrem Innern der ständig Wasser führende Bach. Korrosion
und Erosion finden also auch heute noch statt, d.h. die „Tschamberhöhle*' befindet
sich nach wie vor in einem Prozess permanenten Wachstums. Nach bisherigen
Untersuchungen beträgt ihre Gesamtlänge ca. 1 500 Meter, wovon lediglich 600
Meter für den Besucherverkehr zugänglich sind. Am Ende des begehbaren Teils
befindet sich ein kleiner Wasserfall, ab dem das weitere Vordringen nur noch im
Wasser kriechend erfolgen könnte.

Auf eine Besonderheit sei zum Abschluss dieser Kurzeinführung noch hingewiesen
, da sie für die Beantwortung der eingangs gestellten Frage nach der
Bezeichnung „Tschamberhöhle" noch von Bedeutung sein wird: Erst nach etwa
100 Metern trifft man auf den besagten Höhlenbach. Dieser fließt von dem von
dieser Stelle aus noch ca. 500 Meter weit entfernten Wasserfall her kommend in
Richtung des eintretenden Besuchers, biegt dann jedoch in seinem weiteren Ver-

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