Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 115
(PDF, 26 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0117
Was wir beim Haus Nr. 58 anmerkten, gilt auch für das Doppelhaus Nr. 64/66
aus dem Jahre 1908: malerisches Bauen „von innen nach außen", Asymmetrie,
betonte Unterschiedlichkeit der Fenster. Neu ist auch die Aufmerksamkeit, die
der Gestaltung des mehrteiligen Daches geschenkt wurde. Das alles lässt sich
erkennen, auch wenn eine Renovierung in jüngster Zeit den Häusern eine gewisse
„Glättung" verpasst hat. Zur radikalen Abwendung vom Historismus kam die
Absage an den Jugendstil, wobei allerdings das Brüstungsgitter der Loggia eine
Ausnahme macht. Beide Hausteile bekamen eine je andere Gestalt, so dass sie zusammen
eine malerische Baugruppe bilden (Abb. 5).

Das verwandte Nachbarhaus wurde in jüngerer Zeit leider in eine graue Plattenverkleidung
eingeschachtelt, aus der sich wohl eines glücklichen Tages der gute
Kern wieder herausschälen lassen wird.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist die 1900 geweihte katholische
Kirche das bedeutendste Bauwerk (Abb. 6). Mit ihr wurde für die katholischen
Kirchenbesucher einst die Lücke zwischen Höllstein und Lörrach geschlossen, wo
1866 und 1867 katholische Kirchen in der vom badischen Baudirektor Heinrich
Hübsch (1795-1863) entwickelten Spielart des sog. Rundbogenstils entstanden
waren. Die Brombacher Friedhofskapelle von 1868/69 ist ein noch diesem Rundbogenstil
verpflichtetes Bauwerk.

Die katholische Kirche ist ein neugotischer Bau. Es handelt sich aber nicht mehr
um eine auf möglichst überzeugende Nähe zum Stilvorbild bedachte Neugotik,
wie z. B. bei der Basler Elisabethenkirche oder der evangelischen Schopfheimer
Stadtkirche von 1892. Gegen Ende des Jahrhunderts galt dieser strenge Historismus
als überholt: vom Architekten wurde ein freier, kreativer Umgang mit den
überkommenen Stilformen verlangt. Die Brombacher Kirche ist dafür ein durchaus
gelungenes Beispiel. Anders als die Kirchen des späten 19. Jahrhunderts in unserer
Gegend ist sie nicht mehr voll mit Naturstein verkleidet (anders als, um ein paar
Beispiele zu nennen, Schopfheims neue Kirchen, Weitenaus, Zells und Badenweilers
evangelische Kirche). Sie entstand zu der Zeit, als einer der bedeutendsten
Neugotiker Deutschlands, Max Meckel, in Freiburg erzbischöflicher Baudirektor
war. Dieser hatte im Wiesental schon 1892 beim Bau der katholischen Kirche in
Hausen den Putzbau mit Hausteingliedern wieder zu Ehren gebracht.71 So verwundert
es nicht, dass das erzbischöfliche Bauamt auch für Brombach (wie etwas später
für Otlingen) einen entsprechenden Plan lieferte. Aber während die Hausener
Kirche das Modell der bodenständigen Dorfkirche (mit Ausnahme der Turmpyramide
) - wirkungsvoll gesteigert - übernahm, wurden bei der Brombacher Kirche
verschiedenste Anregungen verarbeitet. Man kann versuchen, die Herkunft der
Motive aufzuspüren. Die eigenartige Form der Langhausfenster (es sind nicht, wie
bei Helm zu lesen. Tudorbögen) gibt es z. B. am Überlinger Münster. Einen nicht
belichteten Obergaden - die blinden Fenster im Innern dienen nur der Wandslie-
derung und Belüftung des Dachraumes - besitzt das Münster in Rottweil. Es wäre
aber falsch, in der Kirche eine Art Collage original-gotischer Elemente zu sehen.
Alles ist frei und überzeugend zu einem neuen Ganzen verschmolzen. Originell ist
die Gestaltung des Chordaches, das in seiner annähernd konischen Form zugleich
als turmartiger Unterbau des Dachreiters aufgefasst werden kann.

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0117