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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 130
(PDF, 26 MB)
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weist sich in der straffen Lisenengliederung. den Giebeldreiecken der Risalite, den
..Hängeplatten" unter dem Gesims über dem genuteten Sockelgeschoss und den
ausgewogenen Maßverhältnissen.

In der Straßenbiegung steht noch das alte Großmannsche Herrenhaus aus der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem aber mittlerweile einiges an spätklassizistischer
Feinheit abhanden gekommen ist. Erhalten ist der angefügte Glas-Gusseisenanbau
des Wintergartens. Von den drei Morgen Garten (1841 heißt es: „...gegen
die Straße zu ein englischer Garten" 17) ist ein bisschen Grün und ein Mammutbaum
übriggeblieben. Das alte vierstöckige Fabrikgebäude dahinter wurde schon
vor längerer Zeit auf zwei Stockwerke reduziert.

Lohnend ist zum Schluss noch ein Blick hinüber zur Großmann-Villa Ecke
Großmann-ZFeldteichstraße (Abb. 19). Hier müsste wiederholt werden, was schon
eingangs über das „moderne Bauen" zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesagt wurde
. Auch bei dieser eindrucksvollen Fabrikantenvilla von 1901 erkennen wir den
Umbruch, wenn wir die konventionellen Neostilvillen des ,,Lindenhofs"(1897)
oder der „Villa Hieber"(1902!) in der Lörracher Straße (Abb.l) zum Vergleich heranziehen
. Die Baumasse ist unregelmäßig gruppiert, das Ordnungsprinzip Symmetrie
weitestgehend aufgegeben. Die malerische Unregelmäßigkeit triumphiert.
Sogar ein Turm mit hohem Helm wie beim Schloss belebt die Silhouette auf der
Gartenseite. Der Eingang liegt nicht mehr in der Mittelachse, sondern erfolgt
durch eine Loggia in der Nordostecke. Zur Wirkung der Außenerscheinung tragen
die Farben des Materials wesentlich bei. Noch spielen historistische Elemente eine
Rolle: Da gibt es gotisierendes Blendmaßwerk am Loggienvorbau des Eingangsbereichs
, auch die Fenstergewände und -pfosten wirken noch neugotisch, wenn sie
auch wohl nicht so gemeint waren (s.o. die Ausführung zum Haus Lörracher Straße
Nr. 15). Wir erkennen auch ein Lieblingsmotiv der Zeit um 1900: Die Verzahnung
der Fenstereinfassungen mit der Mauer durch Bindersteine wird nicht durch
Putz kaschiert, sondern als konstruktiv begründetes Schmuckelement betont. Die
sich aus innerer Notwendigkeit ergebende Unregelmäßigkeit des Gebäudes, das
Fachwerk, die ländlichen Krüppelwalmdächer zeigen den Einfluss der von England
inspirierten Landhausarchitektur, den Gegenentwurf zur einseitig auf Repräsentation
bedachten Stilvilla. Man kann sich die aufwändige Innenausstattung mit
Vertäferungen und Deckenstuck vorstellen. In solchen Villen war im Allgemeinen
das Erdgeschoss den Repräsentations- und Wohnräumen vorbehalten, das Oberge-
schoss den Schlaf-, Gäste- und ggf. Kinderzimmern. Im Dachgeschoss wohnten
die zahlreichen Dienstboten. Die Küche wurde, falls man nicht im Erdgeschoss
einen Küchentrakt ausschied, im Souterrain untergebracht.

Der benachbarte „Birkenhof" von 1910 setzte die Linie dieser malerischen
Landhausarchitektur nicht fort (Abb. 20). Bei ihm spielte die ..Um 1800"-Bewe-
gung eine Rolle, die sich für die Architektur der Goethezeit begeisterte, d.h. für
den deutschen Klassizismus und die (schlichtere) Spätbarockarchitektur. Der charmante
Wohnsitz, der in der Tat Klassizistisches und Barockes elegant verschmilzt
und mit seinem gemalten Fassadendekor ausgesprochen Biedermeierliches ins

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