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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 151
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0153
Laudatio auf den Hebeldankträger 2003

Hans-Jürgen Schmidt

Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren,
bon soir. chers mesdames et messieurs.
liebi Lüt.
Grüezi mitenand.

e scheene frendlige Grüeß üss'm Elsass.

mit so unterschiedlichen Sprachen sind wir heute hier versammelt, jeder einzelne
, jede einzelne von uns ein Sprachwunder, die Wunder mit der Sprache vollbringen
könnten, wenn...

Ja, wenn wir wirklich wüssten, was wir da wirklich können - mit unserer Sprache
! Un grad au mit unserm Alemannisch, der „so verachteten und lächerlich
gemachten" Sprache, sagt Johann Peter Hebel, die aber doch das Element ist, „in
welchem die Seele Atem schöpft", sagt ein anderer, was nichts anderes bedeutet
als dass die Seele Sitz von Leben und Lebendigkeit im Zentrum des Menschen ist:
Atem in der Seele.

Wen wundert's, dass diese Sprache „klassisch gemacht" werden musste und
auch gemacht werden konnte. Wen wundert's, dass vor kurzem in der Schweiz die
alemannische Sprache als eine der literarischen Hochsprachen bezeichnet wurde.
Wen wundert's weiterhin, dass vor wenigen Tagen in der Zeitung berichtet wird
von etwa 200 Dialekt-Theaterensembles im Elsass zwischen Saint-Louis und Wis-
sembourg - Theatergruppen, die in rund 1000 Aufführungen 220 000 Besucher
anziehen.

Wen wundert's? Niemanden. Jedenfalls keinen von denen, die das Geheimnis
dieser alemannischen Sprache kennen. Einer Sprache, die ohne rhetorischen
Schaum vorm Munde und ohne Umschweife in direkter Klarheit tiefgreifende
Wahrheiten über menschliches Leben ins Wort bringt - oft mit jenem Quäntchen
Humor, welches wir Menschen brauchen, um unsere Menschlichkeit erkennen und
aushalten zu können.

Sie. meine Damen und Herren, mesdames et messieurs un liebi Lüt. haben dieser
Tage eine Kostprobe von der Eigentümlichkeit dieser Sprache lesen können:
„Sin Rösli drin un Dorne dra. me cha nit jedes bsunders ha." Und hinter dem
zustimmenden Nicken über das Selbstverständliche meldet sich besinnende Nachdenklichkeit
, die die Gleichzeitigkeit des Widersprüchlichen zu jenen Elementen
zählen muss. die der Seele zusetzen, weshalb eben die Seele Atem schöpfen muss
- immer wieder.

Wen wundert's also, dass der Hebelbund Lörrach den Hebeldank des Jahres 2003
einem Mann verleiht, der sein Leben der Sammlung und Sichtung der mundartlichen
Überlieferung seiner heimatlichen Region gewidmet hat und noch widmet.

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