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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 2.2004
Seite: 130
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0132
Nicht bei allen Einträgen von Betriebsangehörigen ist durchgehend der Bezug
zu erkennen, häufig findet er sich dann aber in einer späteren Kasualie (geistliche
Amtshandlung). Bei den Taufen werden zunächst immer Taufpaten aus dem Fabrikumfeld
gebeten, mehrmals wird Johann Friedrich Kupfer2', „Cottonfabrikant",
oder seine Tochter genannt, was eindeutig auf eine Zugehörigkeit zur Fabrique
hinweist. Fabrikangehörige selbst treten in den ersten Jahren bei Taufen von Lörracher
Familien nicht auf.

Zwischen 1753 und 1803 rekrutiert sich das Personal vorwiegend aus Schweizern
, der erste Arbeiter3' im Kirchenbuch. Johann Rudolph Sigrist, kommt aus
Meisterschwang / Bern, der am 19.9.1755 eine Tochter taufen lässt. Als erster Modelstecher
wird Franz Friedrich Klincq aus Neustadt im Bistum Basel bei der Taufe
einer Tochter am 22.6.1755 genannt. Neben Bern kommen die neuen Bewohner
auch aus den Kantonen Genf und Glarus sowie aus dem reformierten Baselland,
wo die Herren Merian schon früher textile Betriebe errichtet hatten.

Folgende neue Berufe und Tätigkeiten „in der Fabrique" nennt das Kirchenbuch
1753-1803 :

Arbeiter (1755), Arbeiterin (1785), Aufseher, Bleicher in der Fabrique (1755).
Cottondrucker, Dessinateur41, Fuhrknecht, Handlanger (1754), „in der Fabrique"
(1762), Küfer in der Fabrique (1775), Maurer in der Fabrique (1780), Modelstecher
(1755), Pinselmeisterin5' (1782), Pinslerin (1785), Spengler in der Fabrique,
Zimmermann in der Fabrik.

Der erste Vertreter einer Lörracher Familie in der Fabrik ist Friedrich Hagist,
Modelstecher, der am 3.7.1759 Magdalena Müller heiratet. Bis 1770 suchen zunächst
nur Söhne oder Enkel von zugezogenen Bürgern dort ein Einkommen. Ab
1770 finden wir dann Vertreter der Familien Herbster, Schupp, Bickel, Hauswirt,
Ludin, Wagatz, Wunsch und Ziegler als Arbeiter, Drucker und Modelstecher.
Es sind Vertreter aus Familien, von denen jeweils nur ein Elternteil aus Lörrach
stammte.

Die Gründung der Fabrik bringt ein dauerndes Kommen und Gehen von Fremden
mit sich. Die Frage nach deren Unterbringung kann mit Hilfe der Kirchenbücher
nicht beantwortet werden. Da in Lörrach die Kirchenzensurprotokolle aus
dieser Zeit nicht erhalten sind, kann die emotionale Situation zwischen den Fremden
und der einheimischen Bevölkerung leider nicht beschrieben werden.

In der Regel ziehen bestehende Familien mit Kindern zu. Die Aufenthaltsdauer
beträgt vermutlich selten mehr als 2-3 Jahre, da höchstens zwei Kinder in Lörrach
getauft werden. Verwitwete suchen ihre neuen Ehepartner in den Heimatorten
und lassen sich dort auch trauen. Heiraten zwischen Eingesessenen und Fremden
finden in der Anfangszeit kaum statt. Dass die Lörracher Bevölkerung entweder
zunächst auf Distanz gegangen zu sein scheint oder dass die Fremden unter sich
blieben, lässt sich auch an der Wahl der Paten ablesen, denn wo sonst bei der Taufe
von fremden Kindern Lörracher Bürger und Bürgerinnnen herkömmlicherweise
Pate standen, gehören diese bei fremden Fabrikangehörigen ausschließlich deren
eigenem Umfeld an.

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