http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0081
Die Plastik zeigt Scherers Verlangen nach einem gesteigerten Ausdruck. In den
Gesichtern der Frauen spiegelt sich dieselbe Bedrohung wie im Gemälde wider.
Die Angst lässt die Frauen eng zusammenrücken. Die Bedrohung scheint die
Gesichter und die Glieder zu dehnen, zu verzerren. Am Schlusspunkt der Reihe
gestaltete Scherer einen Holzschnitt, der mit dem Gemälde fast übereinstimmt.
Hier wird die Überdehnung und Verzerrung der Gliedmaßen durch die scharfen
Kontraste des Schnitzens nochmals deutlich gemacht. Die Köpfe scheinen, wie im
Gemälde und bei der Plastik, überproportional groß. Der emotionale, unmittelbare
Eindruck der Bedrohung wird somit expressiv intensiviert. Die Nichtigkeit des
Menschen wird uns eindrücklich vor Augen geführt.
Abb. 8: Hermann Scherer
Zwei Frauen in Landschaft.
Holzschnitt. 53.5x42 cm (1926).
Mit der Plastik „Zwei Frauen" sowie der malerischen Umsetzung .Zwei Frauen
in Landschaft" hatte Scherer seine künstlerische Auseinandersetzung mit Kirchner
hinter sich gelassen. Er war in gewisser Weise zu seinem Ausgangspunkt zurückgekehrt
und befand sich in einer neuen Schaffensperiode, welche leider durch seinen
frühen Tod im Frühjahr 1927 abrupt beendet wurde. Auch wenn Scherer dabei
war. seine eigene expressive Formen- und Ausdruckssprache zu vollenden und er
seine künstlerische Eigenständigkeit erreicht hatte, war für ihn die „kirchnersche"
Schule natürlich von sroßer Bedeutung. Sie hatte einen enormen Einfluss auf
Scherers raschen Reifeprozess. Bis zu seinem Tod schuf er dann sechzehn Holzskulpturen
, die seine erstaunliche Schaffenskraft bezeugen.
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