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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 80
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0082
Wir wenden uns nun den plastischen Arbeiten zu. um verstehen zu können,
warum Kirchner nach nur kurzer Zusammenarbeit seine Meinung über Scherer
änderte und ihn der ..sklavischen Nachahmung" bezichtigte.

Hermann Scherer - Sein Schaffen als Bildhauer

Kurz vor Kirchners Umzug in das ..Wildbodenhaus" kam im Sommer 1923
als erster der neuen Künstleradepten der aus dem Markgräflerland stammende
Bildhauer Hermann Scherer zu Besuch, um sich zunächst in Malerei und später
in Bildhauerei unterrichten zu lassen. Wie bereits daraelest. verband Scherer mit
seinem ersten Aufenthalt nicht den Wunsch, seine plastischen, bildhauerischen Fähigkeiten
zu erweitern. Vielmehr suchte er Kirchners Rat als Maler.

Erst bei seinem zweiten Aufenthalt vom Dezember 1923 bis zum Januar 1924
war Scherer innerlich bereit, sich mit Kirchners plastischer Kunstauffassung zu
beschäftigen. Es entstanden seine ersten Holzskulpturen, welche er aus dem Holzstamm
schlug.

Kirchner lenkte Scherers Aufmerksamkeit auf das Holz der Arve, das auch sein
eigenes skulpturales Schaffen beeinflusst hatte. Er war von dem Material begeistert
und wollte ebenso seinen Freund Scherer damit vertraut machen.

Die Besonderheit des Arvenholzes liegt in seiner Weichheit, seiner Leichtigkeit,
aber auch in seiner Druckfestigkeit. Das Holz der alpinen Arve eignet sich somit
sehr gut für die Holzschnitzkunst sowie zum direkten Herausschlagen der Skulptur
aus dem Stamm.

Im getrockneten Zustand nimmt der Holzkern einen warmen, rotbraunen Farbton
an. was jeder Skulptur einen eigenen, individuellen Charakter verleiht. Scherer
war von den Materialeigenschaften des Arvenholzes sehr angetan. Kirchners Umgang
mit dem Holz brachte ihn dazu, selbst die neue Technik der „taille directe"
auszuprobieren. Das direkte Herausarbeiten aus dem Holz war für Scherer eine
neue künstlerische Erfahrung.

In einem Brief an seinen Freund Albert Müller wird sein Enthusiasmus deutlich.
Die rasche Begeisterung war sicherlich ausschlaggebend für Scherers enorme
Produktivität in so kurzer Zeit. Für die bildhauerische Herausforderung fand er
folgende Worte:

..Und dann arbeite ich an einer großen Holzplastik, eine Gruppe von zwei Figuren
. Ich komme da auf ganz neue Sachen durch das direkte Heraushauen aus dem
Holzstamm, es ist eine Tätigkeit, die mir viel Freude macht. Die Lehmkneterei ist
daneben wirklich unerfreulich. (...) Diese Art zu arbeiten verdanke ich Kirchner,
er hat mich auf diese Dinge gebracht, sozusagen verschüttete Brunnen aufgedeckt
."

Scherer vertiefte seine Kenntnisse im Umgang mit dem neuen Werkstoff. Die
große Anzahl von Holzskulpturen, welche im Frühjahr und Sommer 1924 entstanden
sind, belegt eindrucksvoll, mit welchem Tatendrang er sich der neuen Aufgabe

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