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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 96
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0098
schloss man den Hof mit einer Stange ab. Wir haben einen 10 m tiefen, ausgemauerten
Brunnen, der immer genug Wasser brachte, aber wir mussten pumpen
und konnten keinen Hahn aufdrehen. Über dem Dorf war ein Hochbehälter - wir
nannten es die Brunnenstube - von dort wurde das Dorf mit Wasser versorgt. 1903
bekam das Dorf eine Wasserleitung. Aber zu uns in die Mühle, unter dem Bahn-
gleis durch, über fremdes Gelände und zwei Gewässer querend. dies schien damals
eine unmögliche Sache. Wir blieben davon ausgeschlossen. Wir hatten zwar
einen Brunnen im Hof und von dort eine Leitung in die Küche - mussten aber
pumpen und konnten keinen Hahn aufdrehen. Damit fiel auch ein Badezimmer
aus. So war die Küche zugleich Badezimmer. Und diese war kalt, so wie das ganze
Haus es war. Man nannte unser Anwesen deshalb auch ..Klein Sibirien". Von der
Mühlentür im Kellergeschoss bis zum Speicher war alles offen und wirkte wie ein
Kamin. Durch die Abtrennung der Stockwerke und die Zentralheizung hat man es
heute viel besser. Die Winter - vor allem die Kriegswinter - waren viel kälter. Ich
erinnere mich, dass am Morgen die Spüllappen gefroren waren. Der Herd wurde
täglich viermal angeheizt. Morgens zum Kaffeekochen, dann für das Mittagessen,
nachmittags erneut zum Kaffeekochen und abends wieder. Dazu brauchte man
Rebholz und Holzscheite. Es gab noch keine elektrischen Wasserkocher. So hat
der Strom unser Leben stark verbessert.

Man kannte auch noch nicht die doppelt verglasten Fenster. Auf dem Speicher
standen Vorfenster. Die holte man herunter, putzte sie - dann wurden sie mit
Haken an den Fensterrahmen festgemacht. Die Zwischenräume hat man mit Moos
oder Nähabfällen abgedichtet.

Zum Holz möchte ich noch erwähnen: Wir hatten viele Bachufer, die mit Erlen
begrenzt waren. Ihre Wurzeln hielten das Ufer, und jeden Winter wurden einige
Stöcke umgehauen. Das Reisig gab Wellen für den Kachelofen; die Stämme wurden
zersägt, gespalten und zum Trocknen aufgesetzt. Der Brennwert von Erlen ist
gering. Buchenholz ist viel besser. Die Buchen waren aber weit weg im Wald - Erlen
dagegen in der Nähe.

Wandel nach dem Krieg

So war der Lebensstandard zwischen den beiden Weltkriegen. Es waren arme
Jahre. Andererseits hat man sich gegenseitig geholfen, so gut man konnte. Wie
glücklich war man über jeden Heimkehrer aus Krieg oder Gefangenschaft. Nach
der Währungsreform, im Juni 1948. gab es wieder gutes Geld. Wir bekamen pro
Kopf 40 DM. Das war ein neuer Anfang, und dann ging es rasch wirtschaftlich
aufwärts. In der Landwirtschaft wurden die Pferde durch motorisierte PS ersetzt.
Dazu kamen die Anbaugeräte. Dann die Autos. Waschmaschinen. Kühlschränke.
Tiefkühltruhen. Es ging immer mehr aufwärts und vorwärts. Auch die Häuser bekamen
ein neues Aussehen. Ein großer Fortschritt und v iel Arbeitsersparnis waren
die Zentralheizung und der Elektroherd. Schließlich gab es auch in jedem Haus ein
Badezimmer.

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