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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 140
(PDF, 26 MB)
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die Universität Göttingen und hörte dort Staatslehre und Recht, wie es damals für
die Jugend aus dem Geburts- und Dienstadel der deutschen Kleinstaaten üblich
war. Nach drei Jahren kehrte er in die Heimat zurück, beendete seine juristischen
und kameralistischen Studien an der Universität Erlangen und wurde Sekretär des
Freiherrn von Seckendorf, der damals die Markgrafschaft Bayreuth als mächtigster
Minister regierte. Hier wurde er erstmals mit den spezifischen Problemen
kleinräumiger Territorialherrschaften und der verfassungsrechtlichen Wirklichkeit
des Alten Reiches konfrontiert. Seine Erfahrungen im Zusammenhang mit dem
von Friedrich dem Großen begründeten Fürstenbund dürften bereits zu dieser
Zeit seine österreichkritische Einstellung geprägt haben.*' 1788 bewarb er sich um
eine Dienststelle in Baden, wo er alsbald aufgrund der Befürwortung durch den
leitenden Minister Wilhelm von Edelsheim und Geheimrat Brauer als Hofrat mit
Sitz und Stimme im Hofratskollegium und als Kammerherr am Hof seinen Dienst
begann. Dem Hofratskollegium, das aus einer adligen und einer gelehrten Bank
bestand, oblag die Verwaltung des Landes, soweit nicht der Markgraf und sein
Geheimer Rat sich Gegenstände vorbehalten hatten oder an sich zogen; der Hofrat
hatte vor allem die zahlreichen Aufgaben der wirtschaftlichen und kulturellen Fürsorge
zu lösen, die der aufgeklärte Absolutismus überall in Angriff nahm, und er
war zudem noch für die Strafrechtspflege und die Polizei zuständig.91

Da es im Hofratskollegium keine Ressortaufteilung gab. konnte sich Reitzen-
stein auf vielen Gebieten bewähren, was bereits 1792 dazu führte, dass er - mit
26 Jahren! - zum Landvogt der Landgrafschaft Sausenburg und der Herrschaft
Rötteln ernannt wurde. Die rasche Beförderung des jungen Beamten bedeutete
auch deshalb eine besondere Auszeichnung, weil von den drei großen Oberämtern
im badischen Oberlande - Rötteln. Badenweiler und Hochberg (dort war von
1774 bis 1787 Goethes Schwager Johann Georg Schlosser Oberamtsverweser in
Emmendingen) - das Oberamt Rötteln das größte und angesehenste war. Die weite
Entfernung und territoriale Trennung von der Zentrale machte in diesen Zeiten der
schlechten Postverbindungen den Beamten in der ..oberen Markgrafschaft'" selbstständig
und schob ihm viele Entscheidungen und Verantwortungen zu. die in den
Kernlanden der Markgrafschaft von der Zentralbehörde getragen wurden.

Seinen Amts- und Wohnsitz hatte Reitzenstein vermutlich in der ..Landvogtey"
in Lörrach an der Straße ..so nach Uffhaben gehet", heute Untere Wallbrunnstraße.
Das Gebäude wurde 1896 abgerissen und durch einen Neubau für die Wasser- und
Straßenbau-Inspektion ersetzt (heute Vermessungsamt).Kurz nach Antritt seines
Lörracher Amtes heiratete Reitzenstein eine Kusine gleichen Namens.

Reitzenstein war begeistert von den Rebländern in seinem Röttier Oberamt. welche
er zu den ..attraktivsten und aufgeklärtesten Untertanen" in deutschen Landen
zählte und die dazu auch ein gutes und sanftes Gemüt besäßen. Dagegen war ihm
die Verschlossenheit der Waldleute als etwas Fremdes erschienen: doch muss er
bei ihrer ..äußeren Rauheit" auch ihre ..feine, spitzfindige, stets grübelnde" Art geachtet
haben. Er vermerkt den ..verhalten abwartenden Abstand allem Neuen und
Fremden" gegenüber wie auch eine „herzliche Gastfreundschaft.""1

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