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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 150
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0152
Die Zerstörung der Burg Hertenberg an der Gemarkungsgrenze Wyhlen/Herten
im Jahre 1268 führt uns dann mitten in die ..kaiserlose, die schreckliche Zeit'*,
wie Schiller die zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Stauferzeit nannte. Damals
bekriegten sich der Basler Bischof und Graf Rudolf von Habsburg, der dann 1273
bei der Belagerung Basels seine Wahl zum deutschen König erfuhr. Dieses Ereignis
führte schließlich zu einer bis nach Südamerika reichenden Weltmacht, von der
Karl V. saaen konnte, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergeht.

Auch bei der Beschäftigung mit dem Wirtshauswesen eines Ortes ist es wichtig,
sich mit dem historischen Hintergrund zu befassen. Dabei erfährt man. dass die
gewerbliche Gastlichkeit in Deutschland erst zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert
aufkam, weil früher die altgermanische Gastfreundschaft herrschte, die unentgeltlich
war.

Interessant ist auch, dass in ganz Westeuropa Pilger und Kaufleute, die in immer
größerer Zahl auf den Straßen erschienen, für ihr Entstehen verantwortlich sind.
Auch die Sitte, Wirtshäuser mit Namen zu bezeichnen und mit dementsprechen-
den Schildern zu versehen, kommt erst relativ spät auf und hat ihren Ursprung im
Heiligen- und Bilderkult des 15. Jahrhunderts, durch den die Städte ein recht malerisches
Aussehen erhielten.5'

Aus diesen wenigen historischen und volkskundlichen Beispielen ist hoffentlich
deutlich geworden, dass Heimatgeschichtsforschung ohne die Beachtung der dazugehörigen
größeren Zusammenhänge oft nur bruchstückhaft bleibt.

Bei dieser notwendigen Berücksichtigung geht es aber natürlich bei der Heimatgeschichtsforschung
zuerst um den heimatlichen Raum, denn nur hier finden wir
unsere kulturelle Identität. So heißt es ja auch zu Recht in der neuen Satzung des
„Landespreises für Heimatforschung", dass ..die Vielfalt örtlicher und regionaler
Traditionen gerade in einem zusammenwachsenden Europa bewusst" gemacht
werden soll.

Wenn der sroße Basler Kulturhistoriker Jacob Burckhardt in seinen „Histori-
sehen Fragmenten" schreibt, dass wir in Westeuropa durch die Römer eine gemeinsame
okzidentale Kultur besitzen, so äußert er aber an anderer Stelle auch
seine tiefe Besorgnis vor einem ..Großstaat", der die regionalen Unterschiede
verwischt.

Heimat ist der Ort. wo der Mensch in familiären, freundschaftlichen und kulturellen
Bindungen einen festen Halt findet, und durch die Erforschung ihrer Geschichte
geschieht nach Ansicht Theodor Storms oft eine „perspektivische Verlängerung
unseres eigenen Seins."

In manchen Gegenden kommt dann noch der gemeinsame Dialekt hinzu, von
dem Goethe in „Dichtung und Wahrheit" sagt, dass er das Element sei. „wo die
Seele Atem schöpft". Und so sehnte sich Johann Peter Hebel in Karlsruhe nach
dem heimatlichen Wiesental und Markgräflerland. „wo jeder Vogel oberländisch
pfeift".

Goethe nannte diese innere Bindung an die Heimat „Erdgefühl", das trotz der
Beschränkung auf einen kleinen Raum keineswegs provinziell sein muss.

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