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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 1.2006
Seite: 54
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-01/0056
Zu Tode gekommen in Staufen: Wer war Dr. Faust?

Betrachtungen über die historische Faust-Figur
Günther Mahal

Wer war jener Doktor Faust wirklich, der uns - seit Goethe - als Inbegriff des
nach letzter Erkenntnis strebenden Menschen gilt: ein Universalgenie oder ein
Scharlatan, nur eine Sagengestalt oder eine geschichtliche Persönlichkeit?

Nun, Faust hat gelebt - und er starb in Staufen. Nur wenige Zeugnisse und historische
Dokumente stehen der Faustforschung zur Verfügung, um dieses Leben zu
rekonstruieren - im Ganzen etwa ein Dutzend.

Danach lässt sich in Umrissen ein Mensch erkennen, der auf seine Zeitgenossen
ungeheuer faszinierend gewirkt haben muss. Nicht nur das Volk strömte Faust auf
den Marktplätzen zu und schwor auf seine magischen Kräfte und Zaubermittel. Ob
Luther oder Melanchthon, geistliche oder weltliche Fürsten - die Großen seiner
Zeit waren gezwungen, sich mit dem vielseitigen „Magister" auseinanderzusetzen.
Man konsultierte ihn als Heilkünstler und Hellseher, als Alchemisten und Astrologen
, doch gesellschaftsfähig war er nicht.

Dieser Artikel, ein leicht gekürzter Nachdruck eines Beitrags des Autors für die
Staufener Chronik'1, versucht einen Einblick in das von Legenden überwucherte
Dasein jenes deutschen Magiers, dessen Charakter und dessen Wirken typisch
ist für seine Epoche: die Ubergangsperiode vom Mittelalter zur Neuzeit, die Ära
des Humanismus und der Reformation, der Inquisition und der Bauernkriege, der
Entdeckung neuer Kontinente und alter Geheimlehren, des Goldmachens und der
Teufel sverSchreibung.

So wird es am ehesten gewesen sein: eine Druckwelle, Bersten von Kolben und
Retorten, dazwischen der Fall eines Körpers. Als man, aus Angst zögerlich und
Stunden später, ins Zimmer des „Doktor" Faust kam, fand man diesen zwischen
Splittern und Trümmern tot, seine Leiche grässlich zugerichtet, den Kopf herumgedreht
, die Extremitäten zerfetzt - so jedenfalls deutet es 1548 der aus Breisach
gebürtige und in Basel tätige Pfarrer Johann Gast an.

Dass den „Doktor" Faust (der nie eine deutsche Universität von innen gesehen
hatte, nie Magister oder Doktor geworden war) der leibhaftige Teufel geholt hatte,
stand für die Zeitgenossen augenblicklich fest.

Ort des grausigen Geschehens war das Gasthaus „Löwen" in Staufen im Breisgau
, denn die um 1565 verfasste Zimmersche Chronik, die an zwei Stellen auf
Fausts Tod in Staufen eingeht, darf hier schon deshalb als zuverlässig gelten, weil
zwischen den Grafen von Zimmern und den Freiherren von Staufen enge verwandtschaftliche
Beziehungen bestanden. Zudem hatten Gottfried von Zimmern
und Anton von Staufen zusammen in Freiburg studiert.

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