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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 1.2006
Seite: 149
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-01/0151
Verbot der Strohdächer

Fred Wehrle

Sämtliche Häuser in der früheren Vogtei Vogelbach waren seit Menschengedenken
mit Stroh eingedeckt. Meist sind große ausladende Eindachhäuser mit tiefherabgezogenem
Strohdach üblich gewesen. Leider gab es durch Blitzschläge oder
Unachtsamkeiten der Bewohner manchmal schlimme Brände, wodurch oft halbe
Ortschaften ein Raub der Flammen wurden. Die Obrigkeit führte mit der Zeit immer
schärfere Vorschriften ein, am liebsten hätten sie ein generelles Verbot dieser
Strohdächer erlassen, was aber in den Steillagen des hinteren Kandertales nicht
möglich war. In der Leutrumschen Handschrift von 1732 wird für Marzell folgendes
beanstandet: „so dann nicht mit brennenden Strohfackeln vor die Strohdächer
vorbeimaschieren sollten, nicht weniger könnte das Fasnachtsfeuer zu Marzell und
feurige Scheibenschießen so nur dem Schwelgen auch unter denen ledigen Burschen
promoviert am Sonntag Invocavit nachts gar wohl unterbleiben, damit vor
allem Brandschaden hier und drinnen besonders bey heftigem Wind bewahrt man
bleiben möchte". Bereits im 17. Jahrhundert gab es schon große Brände, so wissen
wir z. B., dass im Herbst 1687 das erst 20 Jahre zuvor neu gebaute Haus des
Jacob Wagner aus dem Käsacker abgebrannt ist. Am Sonntag, dem 16.7.1682, ist
das Haus des Georg Breh von Lütschenbach vollkommen zerstört worden. Maria
Glünkin. seine Magd, ist dabei verbrannt.

Von einem weiteren Brandfall über 100 Jahre später kennen wir genauere
Details. Hier heißt es: „In der Nacht vom 15. auf den 16. August 1778 ist in
Lütschenbach ein von den 3 Bürgern Michel Wehrlin. Hans Homberger und Johannes
Grether bewohntes Haus samt Scheuer durch den Wetterstrahl entzündet
und gänzlich durch das schnelle Feuer in wenigen Stunden in die Asche gelegt
worden." Die benachbarten Gebäude sind zum Glück verschont geblieben. Der
Vogt Hans Jacob Wagner machte genaue Meldung an das Oberamt in Lörrach. Sie
erhalten 60 Stamm Sparrenholz und 6 Stamm Riegelholz aus den herrschaftlichen
Waldungen auf der Sirnitz für den Wiederaufbau. Ebenfalls bekommen alle drei
eine finanzielle Entschädigung. Ein weiterer Brand am 3. Mai 1786 nachmittags
um 2 Uhr betraf das Wohnhaus und die Scheune des Stabhalters Fritz Graf in
Malsburg. Das Gebäude brannte bis auf eine Stockmauer nieder, die Scheune war
aus Lehm erbaut und deshalb unbrauchbar geworden. Bemerkenswert ist hier die
Erwähnung, das Wohnhaus sei noch vor der bevorstehenden Ernte mit einem Ziegeldach
eingedeckt worden. Die Herrschaft drängte darauf, die Häuser wegen der
Brandgefahr möglichst mit Ziegeln zu bedecken. Allerdings war dies lange nicht
allen finanziell möglich. Der Stabhalter hatte da schon eher die Möglichkeit dazu.
Am 6. Dezember 1787 richteten Friedlin Bronner und David Oßwald von Marzell
ein Gesuch an das Oberamt. ihre neu erbauten Häuser mit Stroh eindecken zu dür-

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