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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 38
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Berg hinaufführende Treppe, die von Bäumen gesäumt ist, bietet Zugang zu den
einzelnen Terrassen. 1970 wurde auf dem Friedhof ein Mahnmal aufgestellt: „Den
Opfern der Judenverfolgung von 1933 bis 1945 gewidmet und dem Gedenken der
Juden von Sulzburg und Staufen, die schutzlos preisgegeben den Tod für ihren
Glauben erlitten. Errichtet zum dreißigsten Jahrestag der Auslöschung ihrer altehrwürdigen
frommen Gemeinde - 1970."

Der Dichter Peter Hüchel besuchte im Jahre 1925 den jüdischen Friedhof in
Sulzburg zum ersten Mal und beschreibt die Situation, wie wir sie auch heute noch

vorfinden: „...Manche Grabsteine hatten sich geneigt, wie unter der Last von Jahrhunderten
gebeugt. Es war eine Gräberstätte, die in ihrer wilden Verlassenheit seltsam
anziehend war. Andere Steine standen wie alte Grenzsteine da, die Himmel
oder Hölle absteckten. Jahrhundert um Jahrhundert stehen sie so. Sie kennen jeden
Lichteinfall, jedes Geräusch der Nacht, jeden Vögelschrei, den Blätterfall, das Sickern
des Wassers. Man konnte zwischen den Steinen hin und her gehen, ohne die
mindeste Spur zu hinterlassen. Schicht um Schicht hatte sich das vermoderte Laub
gelagert, dennoch schien es mir, als bewegte ich mich über einem Abgrund von
Schatten. Ein Ort, an dem die Zeit nicht mehr gilt, zugeschüttet vom Schweigen
der Toten. Fünf Rabbiner sind auf dem Sulzburger Friedhof bestattet. Auf ihren
Grabsteinen, über den Inschriften, sind die Zeichen ihres Priestertums eingemeißelt
: die segnenden Hände der Hohepriester in der typischen Haltung, die inneren
Handflächen sind nebeneinander gestellt, die Daumen berühren sich, die übrigen
Finger schweben darüber. Aber auch eine Hand mit der Kanne, die das Wappen
der Leviten darstellt, die dem Priester bei der Reinigung der Hände halfen, ist
einigen Steinen eingraviert. Viele Steine krönt eine Rosette; auf Kindergräbern,
mit nur halbhohen Steinen, sieht man das Halbrelief einer kleinen Rose. Alle diese

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