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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0063
che ..Verfassungsurkunde" nur das Recht der spätmittelalterlichen Realität an. Vor
1200 weisen hingegen die Quellen zum Silberbergbau eine deutliche Abhängigkeit
vom Königtum auf. Ob es dabei den Herrschern immer möglich war. ihr Recht
auch in der Praxis umzusetzen, ist in der Forschung umstritten.

Bis etwa zur Mitte des 12. Jahrhunderts übertrug das Königtum in der Regel
die Silberlagerstätten nicht an andere Herrschaftsträger (Kirche und Adel)." Die
Schenkungen von Silbervorkommen durch König Heinrich II. an das Merseburger
Bistum (1006)12 und Kaiser Konrad II. an die Basler Bischofskirche (1028)13sind
vor diesem Hintergrund absolute Ausnahmen.

Insofern dies die Quellen erkennen lassen, erfolgte die Ausbeutung der Silberbzw
. Bleierze in karolingischer und ottonischer Zeit durch königliche Höfe oder
im Rahmen der Ökonomie von (Reichs-)Klöstern.14 Die Ursachen hierfür sind in
der in diesem Zeitraum praktizierten Naturalwirtschaft und der spezifischen Arbeitssituation
im hochspezialisierten Silberbergbau, der anscheinend stets durch
Völlzeitarbeitskräfte ausgeführt wurde, zu suchen. Entsprechend der Vollzeittätigkeit
musste man die Bergleute auf anderem Wege mit Nahrungsmitteln und Kleidung
versorgen. Diese Form der Arbeitsteilung konnte mit Hilfe von Fronhofsverbänden
, die Nahrungsmittelüberschüsse und Textilien produzierten, gewährleistet
werden.

Für das 12. Jahrhundert lassen sich dann einschneidende Veränderungen im gesamten
hochmittelalterlichen Wirtschaftsgefüge beobachten, die in der Forschung
als kommerzielle Revolution" oder „ökonomische Revolution'* bezeichnet werden
.15 Dieser Umbruch ist unter anderem gekennzeichnet durch das Vordrinaen
der Geldwirtschaft, Städtearündunaen und rationaleres ökonomisches Denken.
Die eigentlichen Gründe für die „kommerzielle Revolution" sind unklar, und sie
hier zu diskutieren würde den Rahmen sprengen. Es sei an dieser Stelle lediglich
festgehalten, dass es keine monokausale Erklärung für dieses Phänomen gibt, wie
beispielsweise die Entdeckung der Freiberger Silbererze im Sächsischen Erzgebirge
im Jahre 1168.16 Vielmehr scheint es sich so zu verhalten, dass verschiedene
Komponenten, die schon lange Zeit vorhanden waren (z.B.: Handel, Märkte, Münzen
. Bergbau), in Kombination mit sozialen Veränderungen (z.B.: Bevölkerungswachstum
, Veränderungen im Adelsgefüge. Bedeutungsverlust der weltlichen
Herrschaft der Kirche nach dem Investiturstreit. Stadtbürgertum) diesen Prozess
ausgelöst haben.

Die Erfahrungen, die die Herrschaftsträger bei den Städtegründungen mit der
Gewährung persönlicher Freiheit für die Stadtbewohner. Geldwirtschaft und
Marktverkehr gemacht hatten, wurden schließlich in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts
auf das Bergbauwesen übertragen. Seit dieser Zeit verpachtete man gegen
Abgaben die Silberbergwerke an Bergleute, die einerseits rechtlich privilegiert
wurden, andererseits aber auch auf eigene Rechnung und Risiko arbeiteten. Hinweise
für diese Praxis finden sich fast gleichzeitig im norditalienischen Trient
(1185), in Admont/Kärnten (1185/86). im sächsischen Freiberg (1168-1218) und
in Sulzburg (2. Hälfte des. 12 Jh.).

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