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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 1.2007
Seite: 28
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-01/0030
Der Hertener Totentanz

Sibylle Rohdich
Einführung

In der Friedhofskapelle Maria Schnee in Herten befindet sich ein Totentanz von
1887. der einer langen Tradition von Darstellungen von Totentänzen an Friedhofsmauern
, in Friedhofskapellen und Beinhäusern folgt. Dieser sogenannte monumentale
Totentanz ist im Gegensatz zum graphischen „öffentlich, standortfest und
standortbezogen."1 Er konnte somit alle sozialen Schichten erreichen, während die
in Büchern und Drucken verbreiteten Totentänze lange der gehobenen Oberschicht
vorbehalten waren.

Die Vielzahl der Totentänze im 14. und 15. Jahrhundert wurde in engen Zusammenhang
mit dem Auftreten der Pest 1348 in Europa gesetzt. Das massenhafte
Sterben und der Anblick der Sterbenden mag der Grund dafür gewesen sein, dass
zur Mahnung oder zur Bannung der Angst die Totenreigen entstanden sind.21 Neuere
Forschungen distanzieren sich mittlerweile von dieser These und nehmen an.
dass die Ikonographie des Totentanzes aus einer allgemeinen Entwicklung des Todesmotivs
entstanden ist.3

Die Definition des Totentanzes im Lexikon der Christlichen Ikonographie ist
knapp gefasst: „Unter Totentanz versteht man im engeren Sinne die meist von Versen
begleitete mittelalterliche Darstellung von mit Totengestalten gepaarten Ständepersonen
in Reigen- oder Tanzhaltung, wobei oft eine Todesgestalt musiziert.'44

Die Zeit der spätmittelalterlichen „echten" Totentänze belief sich nur auf die
kurze Zeitspanne von einem Jahrhundert, denn mit dem Erscheinen der „Images
mortis" von Hans Holbein des Jüngeren 1538 verschwand das Tanzmotiv.

In den Holbein"schen Todesbildern begegnet der Tod den Lebenden in alltäglichen
Situationen. Das Motiv des Tanzes erscheint nur noch am Rande, z. B. in
der Beinhausmusik oder in den beigefügten Musikinstrumenten. Die Holzschnitte,
die von Hans Holbein entworfen und von Hans Lützelberger geschnitten wurden,
verbreiteten sich schnell und erfreuten sich großer Beliebtheit.

Im 17. Jahrhundert veränderte sich durch die Schriften des Barockpredigers Abraham
a Sancta Clara, der mit bürgerlichen Namen Johann Ulrich Megerle hieß
und 1644 in Kreenheinstetten in Baden geboren wurde, das Sujet nochmals. Allerdings
vollzog sich die Wandlung nicht in der Bildsprache des Totentanzes selbst
wie noch bei Holbein, sondern das Thema wurde in einen theologischen Kontext
gestellt: „Der Totentanz war nicht mehr der Selbstzweck, sondern Instrument."5

Der Arme-Seelen-Kult bildete dafür die Grundlage. Die Leiden der armen Seelen
im Fegefeuer konnten durch Gebete verkürzt werden. Die Totentänze sollten die
Gläubigen zur Fürbitte anregen sowie zum richtigen Leben und Sterben ermahnen.

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