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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 1.2007
Seite: 149
(PDF, 28 MB)
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wo seine möglichen Leser wohnen. Die vier Hauptausgaben bis 1560 enthalten
27 topographische Hinweise auf Schauplätze und Gebiete im Elsaß. Schwaben
und in der Schweiz - eine Anzahl, die tatsächlich die Menge der Geschichten
über Standard-Themen wie Priester und Mönche (23) oder Bauersleute (16 Geschichten
) überschreitet. Das so umschriebene Gebiet birgt also eine bemerkenswerte
Ähnlichkeit zu Hebels Handlungsbereich sowie auch zur Lokalisierung
einer großen Zahl von Geschichten im Rheinischen Hausfreund und im Schatz-
kästlein, wie ein Blick auf das Ortsregister in Band 2 der Zentner-Ausgabe von
1968 (S. 709 - 14) zeigt. ..In dieser Landschaft ist der Vorfahrer des Hausfreundes
sozusagen vogelfrei gewesen", schreibt Hebel im Vorwort zur Ausgabe von 1809:
tatsächlich stoßen wir wie im Rollw agenbüchlein auf Freiburg - sogar auf beide
Städte dieses Namens Freiburg, das deutsche oder damals das österreichische Freiburg
im Breisgau in Weltbegebenheiten (Z 81) und Lange Kriegsfuhr (Z 150). und
das schweizerische Freiburg im Üchtland in Der Bock (Z 228). Der berühmte Wallfahrtsort
Einsiedeln im Kanton Schwyz spielt in Seltsame Ehescheidung (Z 118) eine
Rolle: es handelt sich dabei um einen jungen Schweizer Ehemann, der den Spieß bei
seiner verwöhnten spanischen Ehefrau in dem Augenblick umdreht, da sie ihr Land
verlassen. Zürich spielt im Leben und den Abenteuern von Jakob Humbel (Z 47)
eine Rolle, während Bern, oder eigentlich Witlisbach im Kanton Bern, der Schauplatz
für Der vorsichtige Träumer (Z 29) ist. die Geschichte vom Reisenden, der mit
Pantoffeln zu Bett geht. Auch bleibt das Kernland der Geschichtenerzähler des 15.
Jahrhunderts nicht unerwähnt. Colmar, halbwegs zwischen Basel und Straßburg, ist
der Ort, wo die beharrliche Mutter entdeckt, was aus ihrem Sohn geworden ist in Die
gute Mutter (Z 172): und in diesen beiden Städten werden im Handschuhhändler (Z
273) die vereinnahmten zollpflichtigen Waren versteigert.

Gemäß der geopolitischen Binsenweisheit, dass Flüsse nicht trennen, sondern
verbinden, fließt der Rhein durch die Landschaften beider Autoren. In Hebels alltäglicher
Wirklichkeit wie auch in seiner Vorstellungswelt ist er - wie bei Wickram
- die Hauptader, was Hebel uns auch nachdrücklich klarmacht, wenn er schreibt
..Der Hausfreund hat viel gute Freunde am Rhein auf und ab" (Z 197) und seinen
Aufsatz über Die Alemannen am Rheinstrom (Z 219) mit den Worten beendet:

Bereits aber w ird er <= der geneigte Leser) seine lustigen Täler voll
Kirchtürme, seine fruchtbaren Felder und Hügel, seine Berge mit andern
Augen ansehen, wenn er sich daran erinnert, was sich hier schon zugetragen
hat. und w ird manchmal denken: Gottlob, es sind jetzt gleichw ohl
besser e Zeiten.

Obgleich die Kriege der 1790er-Jahre das Auseinanderbrechen der alemannischen
Einheit signalisierten, stellt in dieser alemannischen Erzähltradition der
Rhein noch keine natürliche Grenze zwischen drei Nationalstaaten dar: in Hebels
Geschichten wird diese Einheit noch als selbstverständlich betrachtet, wie man uns
ironischerweise in Mißverstand (Z 32) weiszumachen sucht.

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