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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 39
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ten, nicht verkaufen. Da wurde die ta.xe aufgehoben und nun waren die markte
wieder bestellt**.

Der Winter 1572/73 war extrem kalt. Der Bodensee gefror. Der Sommer und der
Herbst waren nass. Da war ein Elend bei den armen Leuthen: kein Gelt, kein Wein,
kein Korn, kein Brott. Daß Gott erbarm! Eichlenbrod haben ihrer v/7, aus Noth ge-
trungen, müsen essen, und nahm die Theurung noch von Tag zu Tag zu*9.

Der Winter 1573/74 war dagegen warm, also das es nie recht kalt, sonder mehr-
theils warme lüfft. Erst im Februar fiel Kälte ein. Reben und Früchte litten*. Örtlich
fiel Hagel. Druff schlüge alle ding noch teurer auffM. Erst die gute Ernte von
1575 ließ die Getreidepreise fallen: Der allmächtige Gott lebte noch /<[nd] sorgte,
da alles verzagte, denn da kam die frucht gaehlingen auf einen wohlfeilen preis
[...]. Niemand konnte anders sehen und preisen, als dass Gott solches that. denn in
allen landen war frucht u[nd] wein genug, da es doch zuvor bey guten erndten viel
theurer ward, und war nicht anders, denn dass Gott der armen gebeth gnaedig er-
hoert hatte. Aber der wein blieb theuer42. Und noch einmal: In disem 75. jar wardt
Gottes rücher sägen in allen fruchten widerumb gesechen [...]. welches wol möcht
das gnadenrich jubeljar genent werden4*.

Die .Gebweiler Chronik" vergleicht diese Teuerung mit der um 1530: vndt ob-
wolen der 10jährige hunger vndt theüwre zeit etMas streng wäre [...] nemblichen
vom bauten krieg an Anno 1525. bis 1535ste iahn. so ist doch diese theiiwrung
wegen hohen werts aller dingen (sonderlich des weins vndt getreydts) gar vill herber
undt strenger gewesen: es war ein grosser man gel vndt armuet bei den leithen.
[...] bei den armen leithen wäre das kleyen brodt gantz gemein, wan sie es nur
noch haben bekhumen können^.

Die Not der Jahre 1570 bis 1574 hatte viele Gesichter. Bettler durchzogen das
Land und strebten in die Städte, um an den dortigen Fürsorgemaßnahmen teilzuhaben
. Die strengen Winter und die Not forderten ihre Opfer: Menschen erfroren auf
den Straßen oder starben am Hunger. Zum Bild der Situation gehört aber auch der
Verdienst an der Not. Geistliche und weltliche Grundherren sowie die Großbauern
konnten auch nach den Missernten noch Kom auf dem Markt anbieten, wobei der
gestiegene Preis den quantitativen Ernteausfall oft mehr als wettmachte. Wiederholt
wandte sich die Stadt Freiburg an Prälaten und Adlige, welche [...] Früchte hie
haben, mit der dringenden Bitte, sich mitleidig mit dem armen Man [zu] erzeigen
und ihm oder der Stadt umb ein zimblich Gelt Korn zu verkaufen. Darüber hinaus
versuchten die vorderösterreichische Regierung und der Freiburger Rat auf dem
Verordnungsweg. die Versorgung der Bevölkerung soweit wie möglich zu sichern:
Der Fürkauf wurde untersagt. Höchstpreise und Höchsteinkaufsmengen wurden
festgesetzt, die Ausfuhr von Getreide aus dem Land oder der Stadt wurde verboten
. Ein entsprechendes Mandat der Ensisheimer Regierung wurde im November
1570 in Freiburg uff dem Hüslin und danach in allen Zunftstuben bekanntgemacht,
eine städtische Kommarktordnung - was jeder uff dem Merckt kaufen möge - erlassen
. Den armen Bürgern ließ der Freiburger Rat mit Beschluss vom 30. Dezember
1570 Korn aus den Beständen des Spitals zu verbilligtem Preis austeilen: da-

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