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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 55
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durchlaufende Reihe von Preisen für das Grundnahrungsmittel Getreide liegt aus
Straßburg vor141. Zusammengefasst in Zehnjahresdurchschnitten, zeigen sie die
Preisentwicklung über einen Zeitraum von etwa 450 Jahren (siehe Abb. 6, S. 58).
Bei umsichtiger Interpretation kann die Bewegung der Preise für Grundnahrungsmittel
ein Indikator für die Ernährungslage breiter Bevölkerungsschichten und darüber
hinaus für deren Lebensstandard sein. Denn für die Mehrzahl der Menschen
in allen älteren Jahrhunderten waren die Ausgaben für Nahrungsmittel der Posten,
der im Familienbudget am stärksten zu Buche schlug. Bei Lohnempfängern machte
er vom 16. bis zum 18. Jahrhundert mehr als 70 % des Einkommens aus; und
bei den Ausgaben für Lebensmittel entfiel wiederum der weitaus größte Teil auf
Getreide und Getreideprodukte.

V. Teuerungen und Hungersnöte am Ober- und Hochrhein
im demographisch-sozialen, klimatischen und politischen Kontext

Die Teuerunaen und Hunaersnöte am Ober- und Hochrhein von etwa 1300-1800
kann man, wie an drei Beispielen dargestellt, nach Ursachen und Begleitumständen
beschreiben. Über die Abfolge der Notjahre im Lauf der Jahrhunderte - ob in
blinder Zufälligkeit oder doch in gewisser Regelhaftigkeit - ist damit noch nichts
gesagt. Im Folgenden werde ich die Krisenjahre in ihr demographisch-soziales,
klimatisches und politisches Umfeld stellen142 und zugleich fragen, ob zwischen
den länger- bis langfristigen Zuständen einerseits und den kurzzeitigen Ereignissen
anderseits ein Wirkunsszusammenhans erkennbar ist. der das Auftreten von
Teuerungen und Hungersnöten der puren Zufälligkeit entreißt. Doch im Blick auf
den Faktor Klima muss eine Einschränkung sogleich hinzugefügt werden. Das
.Klima' muss verstanden werden als „die Gesamtheit der Wettererscheinungen" an
einem bestimmten Ort. gesehen über einen längeren Zeitraum143. ,Klima' als Umweltfaktor
ist folglich nicht nur das .typische Wetter", welches sich aus dem mehr
oder weniger häufigen Auftreten bestimmter Witterungen ergibt. Zu ihm gehören
auch Anomalien und förmliche .Ausreißer' vom vorherrschenden Bild: Erscheinungen
, die wir — mit gewisser Häufigkeit auftretend - als zufällig betrachten. Witterungsbedingten
Teuerungen und Hungersnöten haftet deshalb naturbedingt immer
auch etwas Unkalkulierbar-Zufälliaes an.

Seit den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts mehren sich die Stimmen, die vom
Anbruch guter Zeiten sprechen144. Die Wirren, die die Pest von 1348/49 auch im
Wirtschaftsleben ausgelöst hatte, waren überwunden. Der Bevölkerungsrückgang
verringerte spürbar die Nachfrage nach Lebensmitteln - ein Umstand, auf den die
Landwirtschaft nicht in gleichem Maße und nur zögernd reagierte. Zwar deutete
sich eine Verschlechterung des Klimas seit dem Ausgang des 14. Jahrhunderts an,
doch konnte dieser Umstand die Wirkung der anderen Faktoren nicht nachhaltig
mindern. Die Preise für Grundnahrungsmittel verharrten für mehr als ein Jahrhun-

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