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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 59
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ling bis in den Juni hinein abermals regnerisch, doch folgten ein guter Juli und August
, so dass die Ernte mittelmäßig ausfiel. Das nächste Jahr wurde durch einen
.Jahrhundertwinter' eingeleitet: Im Jahre 1709 war der grimmig kalte Winter, w ie
man seit dem Jahre 1684 keinen erlebt hatte. [...] Den Schaden aber, den dieser
kalte Winter verursacht hatte, empfand man erst im folgenden Jahre, indem sich
Bäume und Reben fast nicht mehr erholen konnten162. Als auf den extremen Winter
auch noch ein nasser Sommer folgte, steigerte sich die Angst. Der tatsächliche
Ernteausfall und die Panikkäufe trieben die Preise hoch: Es entstand nun aus diesen
Ursachen unter dem gemeinen Volke großer Hunger und Mangel16'. Die hohen
Preise hielten auch in den folgenden Jahren an. Das Jahr 1713 war eines von den
allerbetrübtesten. [...] Es war wohl noch für Geld Brod zu haben, aber Gewinn
und Gewerbe lagen völlig zu Boden und der gemeine Mann hatte kein Geld [...].
Diese herbe Theuerung veranlaßte nicht nur der von Seiten des Reiches gesperrte
Eruchtpaß, sondern auch der in diesem Jahr erfolgte Mißwachs. Der Frühling war
spät. naß. kalt und hatte viele Reife]6i. Erst 1715 gaben die Preise wieder nach und
fielen auf ein normales Niveau.

Mit dem Ende der Kriege und einem wärmeren Klimaregime wendete sich die
Laae der Menschen für die nächsten zwei Jahrzehnte wieder zum Besseren.

Spätestens in der Mitte des 18. Jahrhunderts waren die demographischen Lücken
, die der Dreißigjährige Krieg im Reich hinterlassen hatte, wieder gefüllt; und
in den nächsten Jahrzehnten wuchs die Bevölkerung auf eine neue Höchstmarke.
Die Zahl der Armen vergrößerte sich - auf dem Land durch das Anwachsen der
klein- und unterbäuerlichen Schicht, in der Stadt durch Zunahme der kleinen
Handwerker. Gesellen, Taglöhner und Arbeiter165. Selbst die .Mittelmänner* des
Kaiserstuhls, einer Landschaft mit ertragreichem Weinanbau, lagen nach Meinung
Johann Georg Schlossers um 1770 an der unteren Grenze der Selbstversorgung:
Sie stellten weder rechte Ackersleute noch rechte Taglöhner vor: sie waren gezwungen
, sich zu verschulden, um ein paar elende Mannshauet Matten zu kaufen,
weil sie kein Vieh halten können und doch müssen[b6. Die Preise für Nahrungsmittel
stiegen stetig-kontinuierlich167, während die Löhne stagnierten. Dass die Menschen
auch zwischen etwa 1740 und 1790 Ernährungskrisen durchlebten, kann
nicht verwundern. Bemerkenswert ist hingegen deren geringe Zahl: zwei Teuerungen
und eine Hungersnot. Im arithmetischen Mittel kamen somit auf ein Jahrzehnt
1.6 Notjahre. Offensichtlich hatten die Innovationen in der Landwirtschaft
die Lebensmittelversorgung selbst einer wachsenden Bevölkerung, wenn auch auf
niedrigem Niveau, stabilisiert. Ein der Landwirtschaft verhältnismäßig günstiges
Klima tat ein Übriges: die Krisenjahre fielen in kürzere Phasen schlechter Witterungsbedingungen
. Der Winter 1739/40 war hart und lang168, das anschließende
Frühjahr ungewöhnlich kalt und nass, der Sommer kalt169 und trocken. Das Frühjahr
1741 war abermals zu kalt, der Sommer zu trocken. Die Situation der Jahre
1770/71 wurde bereits ausführlich geschildert170. Der Winter 1788/89 war sehr
kalt, der folgende Frühling rau. Als sich auf das Frühjahr 1790 Mangel an Kornfrüchten
erzeigte, so rottete sich das liederliche Gesindel zusammen und hielt die

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