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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 75
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worden. Die Antoniter boten den Pilgern und Hilfesuchenden, die auf dem Weg
nach Santiago de Compostela an ihrem Haus haltmachten, nicht nur Obdach und
Nahrung. Sie versorgten mit besonderer Sorgfalt die Opfer des .Heiligen Feuers'.
Die Kranken erhielten neben gutem, mutterkornfreiem Brot den sogenannten
Antoniuswein zu trinken. Dieser war mit den Reliquien des heiligen Antonius in
Berührung gebracht und mit Kräutern versetzt worden, die gefäßerweiternde,
schmerzstillende und antiseptische Wirkung besaßen. Der Maler Matthias Grünewald
hat diese Heilpflanzen am Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Altar der
antonitischen Niederlassung im elsässischen Isenheim verewigt, der sich heute im
Musee d'Unterlinden in Colmar befindet13. Brandige Gliedmaßen wurden amputiert
und die Wunden zur Heilung mit sogenanntem Antonius-Balsam versorgt14.
Schon um 1200 umspannte das Netz antonitischer Niederlassungen weite Teile Europas
. Im Jahre 1247 erhob Papst Innozenz IV. die Bruderschaft zum Orden.

Das Antoniterhaus in Freiburg wurde 1290 zwischen Herren- und Salzstraße gegenüber
dem Kloster der Augustiner-Eremiten gegründet und lag damit ebenfalls an
einem Pilgerweg nach Santiago de Compostela15. Es zählte zu den ältesten Präzepto-
reien im Regmim Teutonicum. Wenig ist bisher über den Alltag im Haus bekannt,
und das überlieferte Quellenmaterial ist spärlich. Bessere Einblicke ergeben sich in
Isenheim und Straßburg, wo in der zweiten Hälfte des 15. und zu Beginn des 16.
Jahrhunderts unter anderem der Wundarzt Hans von Gersdorff Amputationen vornahm16
. Seine reichen Erfahrungen legte er in dem 1517 in Straßburg erstmals gedruckten
Feldtbuch der Wunddartzney nieder, das sich großer Popularität erfreute
und in zahlreichen Auflagen nachgedruckt wurde. Doch während man über das
Antoniusfeuer leidlich Herr wurde, standen die Menschen des Mittelalters Seuchen
ohnmächtig und machtlos gegenüber. Als sich der ,Schwarze Tod' zeigte, gesellten
sich zu den Schrecken des Massensterbens unheilvolle Begleiterscheinungen.

Der Schwarze Tod' am Oberrhein

Der .Schwarze Tod* ist die erste Seuche, die sich in den Ausführungen mittelalterlicher
Chronisten des Oberrheins näher fassen lässt. Er zeigte sich allerorts am
Oberrhein, ob nun in Neuenburg. Säckingen. Freiburg oder Basel1 . Dabei beschreiben
die Chronisten weit weniger den Verlauf der Erkrankungen und die Auswirkungen
auf den Alltag denn den Massenmord an den jüdischen Einwohnern und das
Auftreten der Geißler. Do man zähe 1349 jor. da wurdent die juden zu Strosburg ver-
brant in irme kirchof uf eime hultzinen gerüste an sante Feltius tage, schildert der
Chronist Fritsche Closener den gezielt vorbereiteten Mord an den jüdischen Einwohnern
seiner oberrheinischen Heimatstadt einige Monate vor dem Ausbruch des
.Schwarzen Todes'18. Nicht nur hier, so fährt er fort, seien die Juden zu dieser Zeit
getötet worden. Vielmehr hätten alle Städte uf dem Rine die Juden verbrannt. Als
Grund für die Mordaktion erläutert Closener. man habe die Juden bezichtigt, Brunnen
und andere Wasser vergiftet zu haben. Den ,Schwarzen Tod", den andere zeitge-

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