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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 116
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bach, die Dörfer unmittelbar auf beiden Ufern gegenüber. Sie sahen sich sozusagen
ins Gesicht und nutzten oft gemeinsam die Ressourcen des Rheins: Die beiden
Hüningen (Groß- und Klein-) mit Village-Neuf, wie 1684 bezeugt, Chalampe-Neu-
enburg, Großkembs und Kleinkems, Balgau-Bremgarten. Niffer-Rheinweiler. Ottmarsheim
-Steinenstadt. Rosenau-Kirchen. Groß-Hüningen-Märkt. Artzenheim-
Sponeck etc.

Die Anziehungskraft des Rheins, obwohl mit Gefahren verbunden, zeigt sich
auch an den zahlreichen und frühen Besitzungen der kirchlichen Einrichtungen
längs des Flusses. Die Basler Konvente Sankt Leonhard. Sankt Alban und das dortige
Domkapitel besaßen im Oberrheingraben Ländereien (Wälder, Fischteiche
etc.) auf beiden Uferseiten. Dies gilt ebenso für die Abtei Murbach, für Pairis und
Eschau, für Einsiedeln. Sankt Ursitz in Bern. Sankt Trudpert, ganz zu schweigen
von den nahen Konventen in Breisach, den Zisterzienserinnen von Marienau und
den Augustinereremiten. Wie aus zahlreichen Prozessen des 17. und 18. Jahrhunderts
hervorgeht, deren Spuren sich erhalten haben, zeugt die Barschheit der kirchlichen
und weltlichen Herren, mit der sie den dörflichen Gemeinden ihre Güter
oder Rechte (Mühlen) streitig machten, von der Größe des Nutzens, den sie sich
davon erhofften31. So enthält etwa das Archiv der Rappoltsteiner3: zahlreiche
Schriftstücke, in denen sie als Kläger, Verteidiger oder Schiedsrichter erscheinen.

Wenn der Rhein die Menschen in seine Nähe zog und sie trotz der Gefahr, die er
darstellte, dort festhielt, dann deshalb, weil er Nutzen brachte. Die Rolle des
Flusses für die Bevölkerung hat sich jedoch im Laufe der Zeit gewandelt: Vom Ernährer
wird er auch zur Barriere zwischen geschlossenen Räumen.

Wie für den Lauf des Rheins stellt sich auch mit Blick auf seine Nutzung das
Problem der mittelalterlichen Quellen mit aller Schärfe. Unter den erhaltenen Akten
sind nur wenige, die genaue Auskunft geben. Die Terminologie ist formelhaft
und stereotyp, vor allem im Lateinischen bei den kirchlichen Schenkungen, etwa
im Falle der Schenkung an den Konvent von Sankt Georg in Stein am Rhein im
Jahr 1121: [...] dimidiam partem rille que dicitur Pfruwanga [...] et aliis omnibus
ad se pertinentibus scilicet in areis, edificiis, mancipiis utriusque sexus. terris
Otitis et incultis. agris, pratis, campis, pascuis, silvis. aquis, piscationibus. molen-
dinis. vüs et inviis, exitibus et reditibus, quesitis et acquirendis [...]". (Die Hälfte
der villa, welche Pfruwanga genannt wird, und mit allem was dazugehört, das
heißt mit den Ländereien, mit den Gebäuden, mit den Leibeigenen beiderlei Geschlechts
, mit bebauten und unbebauten Land, mit Feldern, Wiesen, Brachland.
Weiden, Wäldern, Gewässern, Fischerei. Mühlen, dem unwegsamen und wegsamen
Land, mit den Zugangs- und Ausfahrtswegen, den vorhandenen und unfertigen
.) Wie die Goldwäscher im Rhein kleine Goldkörnchen fanden, so kann der
Historiker mitunter manche genauere Überlieferungsstücke entdecken, wie zum
Beispiel die der Abtei Reichenau geschuldeten Fischlieferungen, die in einer wohl
im 12. Jahrhundert auf den Namen Abt Walahfrid Strabos gefälschten Urkunde von
843 erwähnt werden: Cellerarius det sagenamM ad capiendos pisces, qui dicuntur
flores piscium. et duo piscatores inponant eam in aquam, et dito agitent pisces per

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