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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 124
(PDF, 50 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0126
lieh schlecht aus"64. Der Zweck dieser Buhnen war, „[...] den Rhein langsam auf
die andere Seite umzuleiten [...]. auf der dann mitunter eine Gemeinde überflutet
und zerstört wurde". Die Instandhaltung dieser Buhnen oder die Anlage neuer
Dämme erforderte sehr viele Arbeitskräfte und eine sroße Mense an Holz. Unter
der Zuchtrute des Intendanten mussten die Ortschaften je nach Zahl ihrer Bewohner
mit Steinen gefüllte Weidenbündel65, kleine Pflöcke, große Pfähle oder Wei-
denflechtwerke liefern, und die Einwohner wurden dienstverpflichtet. Aus der
Sicht einer ortsübergreifenden Ökonomie wachten die Intendanten seit Beginn dieser
Arbeiten darüber, dass die Gehölze nicht geplündert wurden. Allerdings durchkreuzten
die Kriege die Befolgung ihrer Anordnungen. Peloux spricht die Reglementierung
bezüglich der Gehölze und ihre Übertretung an: „Auch wenn der
Krieg66 den alten Brauch geändert hat und wir Holz überall fällen, unterschiedslos,
wo es sich findet, ob rechts oder links des Rheins, ohne den Bewohnern und Untertanen
des Reiches zu erlauben. Holz in ihren Wäldern zu fällen, die sich auf unserer
Seite befinden, so ist zu vermuten, dass bei Rückkehr des Friedens die Dinge
w ieder ihren alten Lauf nehmen werden. Deshalb haben wir es an dieser Stelle erwähnt
"67. Um die Dämme zu bezeichnen, findet man auch den Begriff Rheingraben
, denn diese Arbeiten waren von der Anlage von Abzweigungskanälen begleitet
. Die Vegetation verstärkte schließlich die Vorrichtungen zur Abwehr von Überschwemmungen
. Der Intendant wacht darüber: ..[...] haben dieselben Müller [von
Nambsheim bis Vögelsheim] versprochen. Korbweidensetzlinge und Weiden in
großer Anzahl in den genannten Buhnen zu pflanzen, um sie zu erhalten"6*.

Der Kanalbau beruhte auf einer alten und erprobten Praxis. Auf den unterschiedlichen
Skizzen, angelegt als Prozessmaterial oder zur Durchführung der Arbeiten
(oder für beides!), überrascht die Zahl der Kanäle. Umgekehrt erscheinen sie nicht
alle unbedingt auf den Karten, denn die strategische Perspektive der Karten klammert
aus, was nicht für die Verteidigung des Territoriums notwendig ist. Als Abzweigungskanäle
speisen sie die Mühlen, zumindest in den günstigen Zeiten des
Jahres, wenn sie nicht ausgetrocknet oder zugefroren sind. Dabei handelte es sich
um ein sehr komplexes System. Für den Historiker stellt die Überlieferung über
die Konflikte eine wertvolle Informationsquelle dar. denn sie ist reich an Details
sowohl hinsichtlich der Techniken als auch der Mentalitäten. Diese Konflikte sind
bekannt und überliefert im Wesentlichen für die Frühe Neuzeit, denn im 18. Jahrhundert
hat sich der Bedarf an Mühlen erhöht, und außerdem etablierten sich eine
Verwaltung und eine Justiz, die imstande waren, die Streitfälle schneller zu regeln.
Schließlich haben sich auch die Techniken im Bauwesen und in der Landerschließung
verbessert. Die Kanäle bilden das Herzstück bei der problematischen Zähmung
des Rheins. Ihre Anlage und vor allem die Wahl ihres Zuflusses beziehungsweise
ihres Abflusses erforderten eine gut abgestimmte und von Solidarität geprägte
weiträumige Sichtweise. Man kann ein gesellschaftliches Organisationswesen
beobachten, das mehrere Ortschaften für die Errichtung und insbesondere für
die dauerhafte Instandhaltung dieser künstlichen Bauten zusammenschloss. Sehr
aufschlussreiche Akten finden sich hierzu im Rappoltsteiner Archiv.

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