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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 134
(PDF, 50 MB)
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spätestens jetzt müssen die ersten Spuren von Erosion am Prallhang sichtbar gewesen
sein15. 1477 hatte der Rhein wieder Schäden angerichtet. Es ist sogar davon die
Rede, dass die Stadt stark beschädigt worden sei16. 1478, 1481 und 1486 beklagten
die Neuenburger Johanniter den Verlust von Häusern17. 1496 wird von Kaiser Maximilian
konstatiert, dass Neuenburg bereits vor etlichen Jahren in mehrere Teile
zerrissen und weggespült worden war18. 1507 fiel erneut ein Haus der Johanniter
dem Rhein zum Opferig. Also bereits 30 Jahre vor dem Rheinhochwasser von
1525 muss die Stadt erheblich beschädigt gewesen sein. Die Katastrophe von 1525
bildete nur den Schlusspunkt einer langen Reihe von mehr oder weniger großen
Zerstörungen durch das Wasser.

Reaktionen der Neuenburger

Wie reagierten nun die Menschen in und um Neuenburg auf die sich anbahnenden
Rheinkatastrophen? Hat man diese fatalistisch zur Kenntnis genommen
oder aktiv reagiert? Das Quellenmaterial ist äußerst dürftig. Trotzdem finden sich
immer wieder kleine, verstreute Hinweise, die einen Einblick in das Alltagsleben
der Neuenburger angesichts der Bedrohung bieten. Fast schon typisch dürfte der
folgende Fall sein: 1407 kam es zu Differenzen zwischen der Stadt und den Neuenburger
Johannitern20. Auen und Wälder bei Neuenburg waren zwischen beiden
aufgeteilt und auch begrenzt worden. Infolge von Zerstörungen durch den Rhein
waren Grenzsteine und sonstige Markierungen weggespült worden. Man musste
sich erneut zusammensetzen und die Begrenzung der einzelnen Grundstücke neu
definieren.

Immer wieder findet man bei einzelnen Urkunden, in denen Immobilien betroffen
sind, konkrete Hinweise auf die Zerstörungen durch den Rhein. Ein Beispiel:
Auf einem an der Stadtmauer hinter der Stadtkirche gelegenen Haus lastete 1478
ein Zins. Dies ist in einer Urkunde notiert. Auf der Rückseite dieser Urkunde ist
vermerkt: „Ist im Rhein"21. Die genannte Lokalisierung hinter der Stadtkirche beweist
, dass dieses Haus spätestens 1525 dem Rhein zum Opfer fiel.

In einer Urkunde vom 17. September 1488 werden eigens die spezifischen Bedingungen
Neuenbürgs berücksichtigt. Damals lastete auf einem Stall ein jährlich
zu zahlender Zins. Falls dieser Stall jedoch in den Rhein gerissen wird, dann sei
selbstverständlich der Zins auch nicht mehr zu entrichten22. Als Kriterium für einen
legitimen Zinsausfall galt, dass das Gebäude so ramponiert sei. dass man es
nicht mehr als Unterkunft nutzen konnte. Offensichtlich ist es zuvor zu Differenzen
bei Zinsverpflichtungen auf zerstörten Immobilien gekommen. Sonst hätte
man dies hier nicht eigens erwähnt.

Wie groß der Verlust im einzelnen für einen Zinsnehmer sein konnte, zeigt ein
Blick in das Güterbuch der Johanniter aus dem Jahr 1464. Insgesamt sieben Häuser
, die mit Zinsen an den Orden belastet waren, sind vom Rhein hinweggerissen
worden23.

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