Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 148
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0150
ein. doch sind in den Jahren zwischen 1315-17 einige abnormal nasse Sommer zu
verzeichnen, in denen Starkregen fielen. Mancherorts dürften, wie Hans-Rudolf
Bork vermutet, schon damals Erosionsschäden die Landwirtschaft betroffen haben6
". Wegen Ernteausfällen war es den Bauern danach offenbar nicht mehr möglich
, die geforderten Getreideabgaben zu leisten. So brachen beispielsweise die
Einkünfte des Stifts Schönenwerd auf nur noch 60 Prozent der ehemals veranschlagten
Sollzinsen ein. wie sie im Urbar von 1308 festgehalten sind. In den folgenden
Jahren hielt das Stift weiterhin an den alten Sollzinsen fest, obwohl es den
Bauern Zinserlässe konzedierte. Offenbar war die Agrarwirtschaft so nachhaltig
betroffen, dass die Getreideeinnahmen von 1336 bis 1413 auf konstant niedrigem
Niveau blieben: hingegen wirkte sich die Pest in diesen Ertragszahlen nicht aus68.

Mit den Missernten von 1311 und 1314-18 setzte auch die Verschuldung St. Albans
ein, zwischen 1323 und 1327 stieg sie von 120 auf 400 fl (Gulden), um sich
zwischen 1332 und 1352 auf 60 bis 150 fl einzupendeln. Selbst 1354. nach der
Pest, beliefen sich die Schulden lediglich auf 60 fl. Finanzielle Probleme verursachten
weiter die Seuchen von 1339/40. ein Hochwasser69. Hungersnöte von 1343
(Vitoduran70) und 1347 und die Pest von 1349/50. Allerdings ist es bemerkenswert,
dass sich diese Ereignisse in den überlieferten Quellen des Klosters nicht unmittelbar
niederschlugen. Übrigens sollen die nachfolgenden Ernten außerordentlich
günstig ausgefallen sein. Doch seit dem Erdbeben 1356. dem Sterben 1358/59 und
dem Kältewinter 1363/471 häuften sich die Klagen, weil damals Kriegsverwüstungen
eine Teuerung verursachten72. Erst in den 1370er Jahren setzte der Preiszerfall
für Getreide ein, was den Wertzerfall der grundherrschaftlichen Einkünfte bedeutete
.

Dass Bauern in diesen schwierigen Jahren des 14. Jahrhunderts vom Land geflohen
sind, steht außer Zweifel, es ist jedoch schwer abzuschätzen, wie viele Siedlungen
für immer verschwanden - insgesamt sind am südlichen Oberrhein wenig
Wüstungen zu verzeichnen73. Nach Möglichkeit versuchten die Grundherren in ihrem
Eigeninteresse, aktiv Bauern für die Ansiedlung auf wüst liegenden Höfen zu
gewinnen. Davon zeugt ein Auftrag des Generalkapitels von Cluny 1361 an den
Prior von St. Alban, die wüst gewordenen Güter wieder zu besetzen: laboret pro
posse quod terras que remanserunt inculte, de tempore prioris nuper defuncti, ad
culturam debitam reducantur1A (Er möge sich nach Kräften bemühen, dass die in
der Zeit seines kürzlich verstorbenen Vorgängers unbebaut gebliebenen Ländereien
wieder bewirtschaftet werden). In den Jahrzehnten nach den erwähnten Katastrophen
ist es wohl - anders als dies Abel gesehen hatte75 - nicht zu einem Getreidepreiszerfall
gekommen, sondern, wie Gilomen meint, zu einer relativen Preisstagnation76
: sie lief jedoch in Anbetracht der Münzverschlechterung auf eine Preisreduktion
heraus. Durch den allmählichen Wertverlust des Geldes - die Silbermünzen
wiesen um 1500 lediglich noch 11% des Feingehalts der um 1350 geprägten
Münzen auf - verringerte sich sowohl das aus dem Getreideverkauf erzielte Einkommen
der Bauern wie der Grundherren. Eine 1377 vom Basler Rat getroffene,
langfristig beibehaltene Maßnahme wurde in der Reformationszeit (1527) ex post

148


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0150