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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 192
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0194
Neuenburg, der Oberrhein und die Burgunderkriege

Claudius Sieber-Lehmann

„Kriege. Krisen und Katastrophen": Die Alliteration der drei „K's" stimmen auf
ein ernstes Thema ein. Aus heutiger Sicht wurde Neuenburg im Verlauf der Geschichte
tatsächlich zu einer ..preisgegebenen Stadt*', wie Konstantin Schäfer 1963
im Untertitel seiner Stadtaeschichte schrieb1. Der im Folaenden behandelte Zeit-
räum lässt allerdings ein anderes Bild entstehen, denn vor der teilweisen Beschädigung
Neuenbürgs durch Rheinüberschwemmungen um 1500. vor den kriegerischen
Verheerungen der Frühen Neuzeit, insbesondere der Zerstörung Neuenbürgs
durch französische Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg, und vor der zweimaligen
Katastrophe während des Zweiten Weltkriegs gehörte Neuenburg neben
Freiburg und Breisach zu den wichtigsten Städten in den österreichischen Herrschaftsgebieten
am Oberrhein.

Zweifellos hing dies mit Neuenbürgs Lage am Rheinufer und mit seiner Brücke
hinüber nach Ottmarsheim zusammen. Die wirtschaftsaeschichtlichen Untersu-

«—

chungen von Jürgen Treffeisen zu Neuenburg zeigen, dass die Stadt eine wichtige
Rolle als Marktzentrum für die umliegenden Bauern bildete, gleichzeitig aber auch
eine Handelsdrehscheibe für die linksrheinischen österreichischen Gebiete war.
Tuch. Fisch und Salz gehörten zu den wichtigsten Artikeln, die in Neuenburg erworben
werden konnten2.

Die großen Linien der politischen Geschichte Neuenbürgs im Spätmittelalter
wiederum entsprachen derjenigen anderer Städte am Oberrhein. Die Stadt betrieb
anfänglich eine Schaukelpolitik zwischen den lokalen Adelsgeschlechtern und dem
mehr oder weniger fernen Kaiser. Die kaiserlichen Privilegien verliehen den Städten
eine besondere Rechtsstellung, sie wurden zu .Reichsstädten'3.

Dieser Status ermöglichte es den Urbanen Gemeinwesen, adligen Machtansprü-
chen entgegenzutreten. Seit dem 14. Jahrhundert widersetzte sich Neuenburg wie
die anderen Reichsstädte am Oberrhein vor allem einer stärkeren Einbindung in
das sich formierende Territorium der Habsburger, wobei es wie Freiburg im Breisgau
scheiterte: 1331 wurde Neuenburg an die Habsburger verpfändet.

Die habsburgischen Erwerbungen am Oberrhein zeichneten sich zwar unter allen
vorländischen Gebieten durch territoriale Geschlossenheit aus4, aber das gleichzeitige
Auftreten der Eidgenossen als Störenfriede habsburgischer Politik verunmög-
lichte es dem Hause Habsburg, seine Machtstellung am Oberrhein unbeschränkt
auszubauen. Die eidgenössische Bedrohung und die gleichzeitige Verschiebung
des habsburgischen Machtzentrums nach Österreich bescherten den vorderösterrei-
chischen Städten in der Folge sowohl Vorzüge als auch Nachteile. Der ferne Territorialherr
war nicht in der Lage, die Kontrolle über die städtischen Gemeinwesen

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