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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 212
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0214
Im Mai und Juni 1674 schließlich wurde die Freigrafschaft Burgund besetzt.
Über eine augenblickliche Schutzmaßnahme für das Elsass hinaus war die endgültige
französische Absicht so offensichtlich, dass sie auch am deutschen Reichstag
ausgesprochen wurde. Frankreich beabsichtige, hieß es dort. ..diesen ansehnlichen,
vermöglichen, großen Creis, als die andere Vormauer des Römischen Reichs,
gleichwie mit dem Herzogtum Lothringen allbereit geschehen, von dem corpore
imperii gänzlich abzuschneiden"'5.

Schon am 28. Februar 1674 hatte der pfälzische Kurfürst die Hilfe des Kaisers
erbeten. Am 18. März forderte Leopold L den Reichstag auf, dem bedrängten Kurfürsten
eine ..hilfliche Hand*' zu reichen, den Feind vom Reichsboden zu vertreiben
und den ..Friedens- und Ruhestand'* des Reiches wiederherzustellen. Einen
Tag später wurde der französische Gesandte am Reichstag angewiesen, binnen
dreier Tase das Reich zu verlassen. In diesem Dekret bezeichnete der Kaiser Lud-
wig XIV. als „Feind seiner Kaiserlichen Majestät und des Heiligen Reiches".

Am 31. März 1674 beschloss der Reichstag, der Kurpfalz und anderen bedrängten
Ständen „nachdrücklich Rettung" zu verschaffen und sie von „gewalttätigem
und feindseligem Überzug" zu befreien. In der Folge sprach er noch eine
Garantie für die Unversehrtheit des Burgundischen Reichskreises und anderer
..Reichslande" aus. Der Kaiser forderte in seiner Zustimmung zu diesen Beschlüssen
zusätzlich eine „geziemende Satisfaktion" der betroffenen Stände für die erlittenen
Schäden36. Es dauerte dann allerdings noch bis in den Herbst, ehe eine kaiserliche
Armee unterstützt von anderen Reichständen am Rhein erschien.

Allein der Anmarsch dieser Armee und Zweifel an der Möglichkeit, das Elsass
verteidigen zu können, veranlassten Ludwig XIV. zu der Weisung, „das Elsaß in
einen Aschehaufen zu verwandeln" und sich nur auf die Verteidigung von Lothringen
zu beschränken'7. Turenne war aber der Meinung, man müsse eine Schlacht
wagen und dürfe das Land nicht freiwillig räumen.

Die deutschen Truppen überschritten am 30. September 1674 bei Straßburg den
Rhein. Nach der unentschiedenen Schlacht bei Entzheim am 4. Oktober musste
sich Turenne nach Norden zurückziehen, weil zusätzlich eine brandenburgische
Armee im Anmarsch war. Sie rückte am 14. Oktober 1674 in das Elsass ein. Ihr
Marsch durch Straßburg gestaltete sich zu einem ..Triumphzug" \

Die Kriegführung der Zeit kannte kaum Operationen im Winter, weil es unmöglich
war, die Pferde, das wichtigste Transportmittel, zu dieser Jahreszeit angemessen
zu versorgen. Man beeab sich etwa ab Oktober bis in den Mai in die sosenann-
ten Winterquartiere. So geschah es auch im Winter 1674/75 im Elsass. Angesichts
der nun beginnenden Räuber- und Plündereien der völlig zuchtlosen deutschen
Soldateska nahm die ursprüngliche Begeisterung der elsässischen Bevölkerung für
ihre Befreier sehr schnell ab34. Die Straßburger Chronik vermeldete, „die Kaiserlichen
hätten das Land mehr verwüstet, wie dergleichen in hundert Jahren geschehen
"4". Und dies immerhin nach dem 30-jährigen Krieg, der an den elsässischen
Landen auch nicht spurlos vorübergegangen war.

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