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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 227
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0229
Wirtschaftliche Folgen der Wirren am Oberrhein,

1450-1600

Tom Scott
/.

Die wirtschaftliche Lage des Oberrheins in dem hier zu behandelnden Zeitraum
von 1450 bis 1600 ist, wie in fast allen anderen Gebieten des Reichs, vor dem Hintergrund
der Seuchen und der Agrardepression des ausgehenden 14. Jahrhunderts
einerseits und der Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges andererseits zu beurteilen
. Mögen in neuerer Zeit die Folgen des demographischen und wirtschaftlichen
Einbruchs nach 1350 relativiert worden sein - inzwischen spricht man mit
Vorliebe von einem Strukturwandel anstatt von einer Agrarkrise -, so sind die Verwüstungen
des europäischen religiösen und dynastischen Konflikts nach 1618 hierzulande
nicht zu verkennen, hat doch der Oberrhein als militärische Hauptverkehrsader
des habsburgischen Truppennachschubs vom Mittelmeer nach Norden -
die sogenannte .spanische Straße' - zeitweilig eine Schlüsselrolle gespielt1.

Die dazwischenliegenden Jahrhunderte nehmen sich (wie wir bei dieser Tagung
mehrfach gehört haben) indes keineswegs als eine Insel der Ruhe aus. Vielmehr
war der Oberrhein nach 1400 Schauplatz von wiederholten Auseinandersetzungen
zwischen den Eidgenossen, den Habsburgem und einem unter Karl dem Kühnen
expansionistischen Burgund: nach 1500 wurde er sodann zu einer exponierten
Randzone im Westen des Reichs, als die französische Krone ihre Machtsphäre
über die Vögesen in das Rheintal hinunter auszudehnen trachtete. Mag wiederum
nach 1500 die Pestwelle verebbt sein, so traten doch an ihre Stelle die Hungersnöte
, die schon ab 1470 zu beobachten sind2, sich jedoch im Laufe des 16. Jahrhunderts
immer weiter verbreiteten, bis die Ernteausfälle nicht vereinzelt, sondern in
Schüben mehrere Jahre nacheinander auftraten. Dass die Missernten mit einer Klimaverschlechterung
ab etwa 1560, der sogenannten .kleinen Eiszeit', ursächlich
zusammenhingen, ist zwar zu vermuten, jedoch in der Forschung noch nicht endgültig
bewiesen worden3.

In der Vorstellung der Zeitgenossen durchlebten die Bewohner des Oberrheins
verhängnisvolle Zeiten, während derer sie sich ihrer Existenz nicht sicher wähnen
durften; nur sagen subjektive Einstellungen über die handfesten wirtschaftlichen
Auswirkungen von Kriegen und Katastrophen wenig aus, so aufschlussreich sie
für die Mentalitätsgeschichte auch sein mögen. Das hat zwei Gründe. Zum einen
mangelt es an zuverlässigen quantitativen Quellen - wenn gar Quellen überhaupt -
zur Leistungsfähigkeit, Rentabilität oder zum Bruttosozialprodukt der oberrheinischen
Wirtschaft in unserem Zeitraum, um uns der trockenen Sprache der moder-

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