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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 228
(PDF, 50 MB)
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nen Volkswirtschaft zu bedienen. Zum anderen wiegt es wohl schwerer, dass auch
bei Vorhandensein einer solchen Statistik eine Gewichtung der auslösenden Faktoren
kaum zu erzielen wäre. Um es auf den Punkt zu bringen: inwiefern sind Konjunkturtiefen
und -höhen auf plötzlich auftretende Schicksalsschläge zurückzuführen
oder vielmehr einem allmählichen Strukturwandel zuzuschreiben?

Greifen wir einige signifikante Beispiele heraus. Der elsässische Weinbau, das
renommierteste und wohl ertragreichste Exportgewerbe des Oberrheins. erfuhr im
15. Jahrhundert einen spürbaren Rückgang. Dass eine durchziehende Soldateska
mit der Verwüstung der Rebberge drohen konnte, sollte ihr Proviant und Geld verweigert
werden, gehört zu den historischen Topoi: im Bauernkrieg haben die Haufen
bekanntlich die Zerstörung von Weinbergen als Einschüchterungsmittel mehrfach
anvisiert, etwa zu Heilbronn und Freiburg. Das Ausreißen oder Abhacken der
Rebstöcke war ja auch nicht schnell wiedergutzumachen. Darunter hat nun das
Oberelsass besonders gelitten. 1433 führte eine Fehde zwischen den Herren von
Hattstatt und den Grafen von Lupfen zu Weinbergschäden im bischöflich-straßbur-
gischen Herlisheim in der Obermundat. 1444 hausten 800 Armagnaken - entlassene
Söldner aus den französischen Bürgerkriegen - wüst im Rebgelände zu Mülhausen
, wo sie sich zwecks Überrumpelung der Stadt versteckt hatten. Zu weiteren
Verbrennungen von dortigen Rebstöcken kam es 1468 im Mülhäuser Krieg zwischen
den Eidgenossen und Österreich. Vier Jahre danach überfielen die Dorfbe-
wohner von Brunstatt bei Mülhausen die städtischen Weinberge und fuhren die
.Rebstauden' auf Wagen hinweg4. Der Hintergrund zum Schlettstädter Bundschuh
von 1493 ist nach Georges Bischoff in diesen Kriegswirren zu sehen: ..Depuis un
demi siecle. en effect, le vignoble de Moyenne Alsace est le theätre d'evenements
guerriers qui frappent de plein fouet les bourgs et les villages"5. (Tatsächlich sind
seit einem halben Jahrhundert die Weinberge im mittleren Elsass Schauplatz von
kriegerischen Ereignissen, die mit voller Wucht auf die Marktflecken und Dörfer
niedergehen.)

Die Weinberge der oberrheinischen Talebene, zumal des Sundgaus, gingen in der
Tat gegen 1500 zurück bzw. wurden bewusst aufgegeben. Nach 1500 konnten sich
lediglich die Steillagen an den Vögesenhängen mit günstigerer Sonneneinstrahlung
. Bodenbeschaffenheit und Entwässerung behaupten: es handelte sich ohnehin
um Weinberge mit gehobenem Qualitätsanspruch. Das Verschwinden der Rebfläche
in der Tiefebene fand seine Erklärung freilich nur beiläufig in den geschilderten
Kriegswirren. Es ergab sich vielmehr zunächst durch das Aufkommen von Bier
als Massengetränk in Norddeutschland, sodann nach 1500 aus einem Modewandel,
wobei die Rheingau- und Pfalzweine - später traten die Frankenweine dazu - dem
Elsässer Konkurrenz machten6.

Zugegebenermaßen war der Colmarer Weinhandel bereits zwischen 1400 und
1420 um die Hälfte geschrumpft und blieb bis 1470 auf diesem Niveau stehen, ehe
eine allmähliche Erholung einsetzte . Doch die Errechnunssbasis für das Handels-

CT C

volumen führt in die Irre, denn ihr liegt ein Jahrzehnt besonders gelungener Jahrgänge
zwischen 1388 und 1399 zugrunde, die völlig atypisch waren*. Von einer

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