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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 138
(PDF, 29 MB)
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1200 Jahre Herten

Vortrag, gehalten in der Scheffelhalle Rheinfelden-Herten am 13. Juli 2007
von Stiftsarchivar Lorenz Hollenstein, St. Gallen

Sie wissen es nun schon: Ein Fremder, ein St.Galler, ist zu Ihrem Fest gekommen
, weil er im Klosterarchiv St.Gallen das älteste schriftliche Zeugnis zu Ihrem
Ort beherbergt, diejenige Urkunde, die am Anfang der schriftlich fassbaren Geschichte
Hertens steht. Der Ort, an dem wir heute zusammengekommen sind,
passt: Scheffelhalle. Ein St.Galler Mönch namens Ekkehard steht im Zentrum des
gleichnamigen Romans von Joseph Victor von Scheffel, geboren und gestorben in
Karlsruhe.

Es spricht heute nicht ein Mönch zu Ihnen, sondern eine Person weltlichen Standes
: Das Kloster St.Gallen gibt es nicht mehr, es ist im Jahre 1805 aufgehoben
worden, zur gleichen Zeit, als auch die baden-württembergischen Klöster untergegangen
sind. Die Abtei St.Gallen besteht also nicht mehr, ihr Archiv und ihre Bibliothek
aber haben bis heute überlebt. Selbst die Klostergegner von 1800 wussten,
dass die Schätze von Archiv und Bibliothek auch für die neue säkularisierte Welt
der Zukunft wertvoll blieben.

Die Originalurkunde habe ich nicht bei mir, sie ist viel zu kostbar und schutzbedürftig
, als dass ich sie einfach in der Mappe hätte mitbringen dürfen. Unter geeigneten
Auf bewahrungsbedingungen liegt sie im Archiv in einem Kulturgüterschutz-
raum, der drei Mal stärker gebaut ist als ein normaler Zivilschutzraum.

Ich will nicht die ganze Geschichte des Klosters St.Gallen vor Ihnen ausbreiten,
sonst würde der heutige Abend ein endloser Anlass. Immerhin erwähne ich, dass
das Kloster St.Gallen auf den heiligen Missionar Gallus zurückgeht, einen Kelten
aus dem heutigen Irland oder dem Elsass, der ums Jahr 612, also vor etwa 1400
Jahren, am Ort des heutigen St.Gallen eine Einsiedelei errichtete und einige Jünger
um sich scharte. Ein Kloster war St.Gallen damals noch nicht, aber das Grab des
Gallus wurde zu einem Ort weitreichender religiöser Ausstrahlung. Beweis dafür
sind nicht zuletzt die vielen Galluskirchen und -kapellen, die es auch in Süddeutschland
gibt, allein im Gebiet des Erzbistums Freiburg über 40, in Ihrer Region
etwa in Warmbach, Eichsei, Rassbach, Buggenried und Mauchen bei Waldshut,
weiter östlich in Ewattingen im Klettgau, weiter nördlich z. B. in Kirchzarten. Am
Ort der Galluszelle gründete dann der heilige Otmar, ein Alemanne, der am Bischofssitz
Chur in Rätien zum Priester herangebildet worden war, um 719 ein richtiges
Kloster, das bald die Benediktsregel übernahm. Die Abtei St.Gallen war also
schon 400 Jahre alt, als 1120 Freiburg im Breisgau als Stadt gegründet wurde.
Durch Schenkungen kam das Kloster St.Gallen zwischen 700 und 1000 zu viel
Besitz - Ländereien, Siedlungen, unfreie Menschen. Diese Güter lagen verstreut
über die Deutschschweiz, Süddeutschland und Vorarlberg. Auch geistig-geistlichkulturell
erreichte das Kloster im 9. bis 11. Jahrhundert eine Zeit höchster Blüte.

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