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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 146
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0148
Kirchenbücher der Orts- und Gebietsgeschichte

zugänglich machen

Felix Poeschel t

Die Bearbeitung von alten Kirchenbüchern ist eine durchaus spannende Beschäftigung
, weil sie mit Sicherheit zu beglückenden Entdeckungen führt und dem
Entdecker viel Freude bringt. Bei meinem Unternehmen kam dazu das Gefühl,
auch in alten und vielfach behinderten Tagen etwas Nützliches und Erfreuliches
leisten zu können. Diese Arbeit hat stets etwas mit Menschen zu tun. In spärlichen
Notizen schimmert ein bisschen Glück durch bei Hochzeiten und Taufen. Man erlebt
, wie Dörfler ihre verstorbenen Angehörigen zum Gottesacker bringen. Bauern,
Handwerker, Kleinunternehmer, Dienstboten, Beamte, geistliche Herren lernt man
ein wenig kennen in den schwer leserlichen Aufzeichnungen, als Junge, als Greise.
Man begegnet fast ohne länger dauernden Frieden immer wieder Kriegswirren -
die Menschen in den kleinen Dörfern sind alle ohne Schonung unmittelbar betroffen
, erdulden Einquartierungen, Plünderungen, Zwangsarbeit. Man erfährt vieles
Schreckliche aus abgelaufenen Zeiten, von Mord, Seuchen, Verschleppung ist die
Rede. Aber immer wieder finden junge Paare zusammen, gründen Familien, versuchen
erneut eine Existenz aufzubauen. Trotz aller Katastrophen: das Leben geht
weiter.

Natürlich trifft es zu: alte Kirchenbücher zu entziffern, ist nicht einfach. Die altdeutsche
Schreibschrift ist uns ungewohnt, und vor allem die modischen Einflüsse
von Barock und Rokoko erhöhen die Mühen. Besonders an den häufiger als heute
angewendeten Großbuchstaben tobt sich die Zierfreude der Schreiber - Federkiel
- oft aus, der Bearbeiter erkennt rätselhafte Brezeln, die mit Ornamenten übersät
sind. Er versucht es immer wieder mit dem Alphabet, und schließlich fällt der Groschen
: Der Buchstabe ist entlarvt und führt auf vielen Blättern zu neuen Entdeckungen
. Was einmal übertragen werden konnte, bleibt.

Kurze und lange Pausen schaden nicht, im Gegenteil! Mir ging während der Arbeit
auf, dass es wichtig und hilfreich sein kann, einen oder mehrere Mitarbeiter zu
suchen. Viele Fragen lassen sich im Gespräch, im Meinungsaustausch, leichter lösen
als allein im stillen Kämmerlein. Meine Frau hat mir eine hochqualifizierte
Mitarbeiterin ausfindig gemacht, die nach kurzer Einarbeitung mich sehr hilfreich
unterstützt hat.

Was für Voraussetzungen braucht es, um alte Kirchenbücher der Genealogie
leicht zugänglich zu machen? Wichtig ist der feste Entschluss, bestimmte Quellen
zu identifizieren und für andere schriftlich festzuhalten. Ein wenig Interesse an
Geschichte, Sprachen, auch am Rätsellösen sollte schon vorhanden sein. Die Urkunden
sollten in möglichst guten Fotokopien oder anderen Reproduktionstechniken
dem Bearbeiter in die Hand gegeben sein. Das „Kirchenlatein": dafür

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