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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 30
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0032
Die Markgräfler „Einwanderung" in den Breisgau

Die Zuwanderung aus dem Markgräflerland in den baden-durlachischen Breisgau

nach dem Dreißigjährigen Krieg

Kurt Heinzmann

Einleitung

„Als Thomas Coryat, ein reiselustiger Humorist aus England, 1608 eine Reise
nach Venedig unternahm, legte er auf dem Rückweg die Strecke von Basel nach
Mainz zum größten Teil allein und zu Fuß zurück. Er traf auf der ganzen Strecke
nur ein einziges Mal auf Soldaten und machte auch keine unliebsame Bekanntschaft
mit Wegelagerern und Straßenräubern. Im Gegenteil, mehrfach lobte er die
Ordnung, den Wohlstand und Frieden des Oberrheintals, wo Brot und Gemüse so
billig waren, dass man für ein paar Heller ein nahrhaftes Mahl bekam und für den
Getreidebedarf eines Jahres nicht mehr als zwei Pfund bezahlen musste."1

Über diese Oase des Friedens und des Wohlstands brach mit ungeheurer Gewalt
der Dreißigjährige Krieg herein. Die Lage zwischen den mehrfach belagerten und
umkämpften Orten Freiburg und Breisach wirkte sich für den Breisgau, ob vorderösterreichisch
oder baden-durlachisch, verheerend aus. Kaum eine Region
Deutschlands hat so stark unter dem Krieg gelitten wie der Breisgau. Wer rechtzeitig
die Flucht ergriff, meist in die Schweiz, konnte sich und seine Familie retten.
Aber durch Krieg, Hunger und Pest sind in den Jahren 1632-1637 große Teile der
Bevölkerung hinweggerafft worden. Für die Markgrafschaft Hochberg liegen Zahlen
aus dem Jahr 1653 vor.2 Heinrich Maurer beziffert den Bevölkerungsrückgang
auf 77,6 Prozent.3 Doch in dieser Zahl des Jahres 1653 sind bereits Zuwanderer
enthalten. Untersucht man auf der Basis der Kirchenbücher den Rückgang der ein-
heimischen Bevölkerung, so kommt man auf Werte von bis zu 85 Prozent. Acker,
Wiesen und Reben waren verwildert, Straßen und Brücken zerfallen. So bleibt am
Ende des Krieges das Bild eines fast menschenleeren und völlig verwilderten Gebiets
. Die kleine Schar der zurückgekehrten Einwohner konnte die Aufbauarbeit
nicht bewältigen. Jetzt waren Arbeitskräfte willkommen. Sie kamen aus der
Schweiz, aber auch aus dem südlichen Markgräflerland. So finden sich in fast allen
Orten nach dem Krieg drei Gruppen von Einwohnern, zunächst die einheimische
Restbevölkerung, dann die Zuwanderer aus dem Markgräflerland, schließlich
die Einwanderer aus der Schweiz. Hinzu kommen in manchen Orten, z. B. in Eichstetten
und Tiengen, abgedankte Soldaten. Die Schweizer Einwanderung ist vielfach
nachgewiesen und untersucht.5 Ihr soll nicht weiter nachgegangen werden.
Ziel dieses Beitrags ist der Nachweis der Zuwanderung aus dem südlichen Markgräflerland
in baden-durlachische Orte des Breisgaus. Untersucht werden alle Orte

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