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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 129
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0131
Zwei gusseiserne Renaissance-Kaminplatten

aus der Burg Staufen

Michael Burger

Als die Lilienhofschule zu Staufen vor gut 50 Jahren erbaut wurde, ließ man im
Obergeschoss zwei gusseiserne Platten in das Mauerwerk ein, die der Schule aus
Privatbesitz gestiftet worden waren.1 Aufgrund ihrer erzählerischen Darstellung
von Jagdszenen und der überlieferten Herkunft aus der Burg Staufen wurde die
Platte am Treppenaufgang (Abb. 1) oftmals in Veröffentlichungen der Stadt Staufen
abgebildet,2 während die andere Platte mit großfigurigen allegorischen Darstellungen
von Merkur und Prudenzia (Abb. 2) kaum Beachtung fand. Letztere jedoch
gibt uns Sicherheit darüber, dass die beiden Platten tatsächlich aus der 1633 zerstörten
Burg oberhalb der Altstadt stammen: Sie wurde bereits 1881 in einer Zeichnung
mit der Bildunterschrift „Relief einer gußseisernen Ofenplatte [...] aufgefunden
in der Schlossruine Staufen (im Besitze des Herrn Bildhauer Meier in Staufen
)" publiziert.3 Zwar ist dort die Jagdszenenplatte nicht abgebildet, doch Franz
Xaver Kraus spricht kurze Zeit später im Plural von „gusseiserne[n] Ofenplatten",
die „bei den Aufräumungsarbeiten auf der Burg" geborgen wurden.4 Dies und die
vergleichbare ornamentale Rahmung beider Platten lassen sicher auf die Provenienz
aus der Burg und auf die Zusammengehörigkeit beider Platten schließen.

Bedingt durch ihren heutigen Aufbewahrungsort fanden die beiden Platten in der
Forschung kaum Würdigung. Einzig Albrecht Kippenberger nahm sie in der zweiten
Auflage seines grundlegenden Werkes zu gusseisernen Ofenplatten mit auf.5 Da
seine Ausführungen sehr knapp erscheinen und bereits dreißig Jahre zurückliegen,
sollen die beiden Staufener Platten im Folgenden ausführlich gewürdigt werden,
um sie einem breiteren Publikum bekannt zu machen.

Der Oberrhein gehört nach dem Siegerland und der Eifel zu den frühen Zentren
der Gusseisentechnik.6 Emile Eydmann machte für die hiesige Produktion eine
Schmelzhütte in Kandern ausfindig, aus der wohl auch die beiden Staufener Platten
stammen.7 Die Herstellung künstlerischer Eisengussplatten erfolgte in mehreren
Schritten: Zuerst wurde ein Motiv in einem Flachrelief aus Holz gefertigt. Dieses
Model wurde in ein feuchtes Sandbett gedrückt, in welchem es eine Negativ-Form
hinterließ, die schließlich mit flüssigem Eisen ausgegossen wurde. Die Holzmodel
konnten mehrmals verwendet und mit anderen Model kombiniert werden.

Für die Erforschung gusseiserner Platten, deren künstlerischer Wert erst zu Beginn
des 20. Jahrhunderts erkannt wurde, stellte man in den 1930er Jahren ein Inventar
sämtlicher gusseiserner Platten des Oberrheins zusammen,8 das die Platten jedoch
nicht nach ihrer Funktion zwischen Ofen-, Kamin- und Takenplatten (von lat. tegere,
tactus: decken, bedecken) unterscheidet, wie es Sigrid Theisen und Karlheinz von
den Driesch für die Trierer Gegend und das Rheinland vorgenommen haben.9

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