http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0043
Die abenteuerliche Irrfahrt der
„Wintersweiler Urkunde'4 aus dem Jahre 909
Udo Belka
Einleitung
Im Jahr 2009 feiert Wintersweiler das geschichtsträchtige Jubiläum seiner urkundlichen
Ersterwähnung vor 1100 Jahren. Im Jahr 909 wird das Dorf Witereswi-
lare - wie es damals hieß - erstmals in einer Urkunde genannt.
Diese Precarie-Urkunde (lat. precaria = Bitte um Landleihe) liegt heute wohlverwahrt
und gesichert im Stiftsarchiv Sankt Gallen. Das Kloster Sankt Gallen wurde
719 von dem alemannischen Priester Otmar (689-759) zu Ehren des Heiligen
Sankt Gallus an dessen vermutlicher Einsiedlerklause gegründet. Im Zuge der Säkularisation
ist es 1805 aufgelöst worden.
Eine nähere Betrachtung „unserer Urkunde" öffnet uns das Tor zu ihrer abenteuerlichen
, unruhigen, am Ende aber doch glücklichen Geschichte.
Lassen Sie sich deshalb auf eine aufregende Zeitreise mitnehmen.
Die Urkunde und ihre wechselvolle Geschichte
Im frühen Mittelalter war St. Gallen mit seiner Fürstabtei das kulturelle Zentrum
im Süden des damaligen Herzogtums Schwaben, das weit über die Grenzen des
alemannischen Lebensraums hinausstrahlte.
Die Geistlichkeit, des Lesens und Schreibens kundig, war Verwalter der Rechtspraxis
sowie vieler wirtschaftlicher und sozialer Interessen. Für Rechtsgeschäfte
Abb. I: Ansicht der verkleinerten Originalurkunde - Vorderseite
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