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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 71
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0073
Auswanderungen aus den heutigen Rheinfelder Ortsteilen

in die USA im 19. Jahrhundert

Karin Worteikamp

Dieser Aufsatz ist auf Grund von Recherchen für eine Ausstellung im Haus
Salmegg in Rheinfelden im Herbst 2000 entstanden.

Fast alle Auswanderer aus den heute zu Rheinfelden gehörenden Gemeinden
Adelhausen, Degerfelden, Eichsei, Herten, Karsau, Minsein, Nollingen, Nordschwaben
, Riedmatt und Warmbach gingen nach Nordamerika, einige wenige nach
Ungarn (Siebenbürgen) oder Chile. 0 Die Bevorzugung der USA als Auswanderungsziel
lag an der günstigen Möglichkeit, den Rhein als relativ einfachen Verkehrsweg
zu benutzen. Von den Rheinhäfen aus konnten sich die Menschen nach
Übersee einschiffen. (Aus Württemberg dagegen wanderten die meisten in Richtung
Osten aus, indem sie die Donau benutzten.) Die Menschen, die oft ihr Dorf
noch nie verlassen hatten, traten eine strapaziöse und gefährliche Fahrt an, die
viele von ihnen sich leichter vorgestellt hatten und sie nicht überlebten.

Motive

„... in der Absicht, dorten sein Lebensglück zu suchen..."
Was bewog die Menschen, ihre Heimat zu verlassen?

In den weitaus meisten Fällen waren Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit die
Antriebskraft zum Fortzug aus der dörflichen Enge mit ihren stark begrenzten Einkommensmöglichkeiten
. Das wird schon aus der Auswandererzahl ersichtlich, die
immer dann einen Höhepunkt erreichte, wenn Hungerjahre und Missernten die
Menschen existentiell bedrohten: 1816/17, 1832/33, 1846/47, 1852/54 und Anfang
der 1880-er Jahre. Da half es auch nichts mehr, wenn ein Gemeindebeamter auf
das „gefahrvolle u. rührseelige eines solchen Unternehmens hinwies", wie es 1847
in Degerfelden dem Hufschmied Fridolin Schmidt erging.2)

Als die erste dieser Auswanderungswellen anhob, schrieb das Bezirksamt Lörrach
an die übergeordnete Behörde in Freiburg (Brief vom 11. April 1817): „Es
fängt an mit den Auswanderungen nach Amerika ernstlicher zu werden, und (...)
greift dieß Unwesen nun auch hieoben herum, wie ein Hochlöbliches Directorium
demnächst aus einem Heer solcher Gesuche ersehen wird." In der ganzen Gegend
ginge ein Gerücht um, dass Verbrauchssteuern erhöht würden: „Diese Sage ist so
allgemein, daß niemand das Gegentheil glauben will, und nun geht es von Ohr zu
Ohr: ich gehe auch nach Amerika." Für die Masse der Armen war offensichtlich
eine Grenze erreicht. Oberamtmann Baumüller fuhr fort: „Es ist zum Erbarmen, in

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