Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 119
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0121
Die Anfänge der Krankenpflege und Kinderbetreuung

in Minsein

Eveline Klein

Minsein, seit 1972 Ortsteil der Stadt Rheinfelden (Baden), war im Jahr 1911
noch eine selbstständige Gemeinde mit etwa 570 ganz überwiegend katholischen
Einwohnern. Das Amt des Bürgermeisters versah der Landwirt Franz Xaver Matt,
Arnold Sibold war Gemeinderechner und Walter Zumkeller Ratschreiber. An gemeindeeigenen
Gebäuden verfügte man über ein zweistöckiges Schul- und Rathaus
nebst Spritzenhaus, Abtrittgebäude und Holzremise, ein zweistöckiges Lehrerwohnhaus
mit Scheune, Stall und Remise, einen neu erbauten Farrenstall, ein
hölzernes „Requisitenhaus" auf dem Friedhof sowie eine Schutzhütte im Wald.
Die Verhältnisse waren also überschaubar, das Dorf fast ausschließlich von der
Landwirtschaft geprägt.1

Doch es machte sich Unmut breit: Schon seit zwanzig Jahren, so wurde bemängelt
, fordere das Großherzogliche Bezirksamt den Gemeinderat dazu auf, eine
Krankenpflegerin oder Krankenschwester nach Minsein zu bringen, aber rein
nichts geschehe. Man müsse „beschämt" sein, weil viele Kranke über Wochen und
Monate hinweg dahinschmachten müssten, ohne die dringend notwendige Pflege
zu erhalten. Ja, man befürchtete sogar, dass die „unsachgemäße Behandlung durch
ihre Mütter" schon manchen kranken Kindern das Leben gekostet habe.2 Hier
musste dringend Abhilfe geschaffen werden! Eine Krankenschwester koste zwar
Geld, der Nutzen, den sie bringe, sei aber ungleich mehr wert.

Es waren vor allem die Frauen des Dorfes, die aktiv wurden: Etwa 120 Minseinerinnen
erklärten sich im August 1911 dazu bereit, einen Frauenverein ins Leben
zu rufen, um durch diesen eine Krankenschwester finanzieren zu können. „Auch
wir Männer", so heißt es damals in einem Schreiben, „fordern euch Frauen auf,
spart etwas Geld und opfert dasselbe für die Lebensbedürfnisse der Krankenpfle-
gerin.

Zur offiziellen Gründung des Frauenvereins lud Bürgermeister Matt auf Sonntag
, den 24. September 1911, nachmittags drei Uhr ins Rathaus ein. 78 Frauen
nahmen an der Gründungsversammlung teil und wählten Marie Nestler zur Ersten
Vorsitzenden des neuen Vereins. Einige Männer wurden zu Beisitzern und Beratern
ernannt, wobei Pfarrer und Bürgermeister kraft Amtes automatisch Mitglieder
des Frauenvereins waren. Schritt für Schritt verwirklichten die Frauen nun ihr Ziel.
Mit dem Provinzhaus der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Hegne
wurde die Einrichtung der Krankenstation vertraglich vereinbart und schließlich
nicht nur eine, sondern sogar zwei Krankenschwestern nach Minsein geholt. Neben
der Krankenpflege sollte auch die Abhaltung von Flickkursen zu deren Aufgaben
gehören.

119


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0121