Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 146
(PDF, 31 MB)
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Lesung mit dem Hebel-Preisträger am 9. Mai 2010: Arnold Stadler

Einer, der nur genau hinschaut

Roswitha Frey

Arnold Stadler, Hebel-Preisträger 2010, lockte viele Zuhörer und Zuhörerinnen
ins neue Literaturmuseum in Hausen im Wiesental.

Erstmal ein ungewohntes Bild: keine heimelig-rustikale Eckbank mehr, keine
Trachtenpuppen mehr. Im frisch renovierten und zum Literaturmuseum umgestalteten
Hebelhaus in Hausen las der Hebel-Preisträger 2010, Arnold Stadler, vor
dicht gedrängten Zuhörerreihen. Noch „ganz ergriffen" vom Vortrag des Hebel-
Gedichts „Die Vergänglichkeit", das er zuvor bei der Einweihung des neu gestalteten
Hauses gehört hatte, wollte der Schriftsteller erst einmal „etwas zu Hebel"
lesen - was er eigentlich für den Festakt zur Preisverleihung gedacht hat.
Es geht in diesen Reflexionen um die Vergänglichkeit, darum, dass alle sein wollen
wie die anderen, dass das Unverwechselbare keinen Marktwert mehr hat, dass
alle jenes Leben führen, das von ihnen erwartet wird. Das geht bis zur eigenen
Sprache, die den Kindern schon im Kindergarten ausgetrieben wird - „als wäre die
Muttersprache keine Sprache, sondern ein Hindernis". Arnold Stadler beschreibt,
wie er in Basel vor dem Geburtshaus Hebels steht, dort, wo Hebel „zwischen
Rhein und Totentanz, zwischen Fluss und Friedhof aufgewachsen ist. Und er
schätzt seinen Hebel hoch, dessen oftmals ungeschminkte Einsichten so daherkämen
, als sei es Zuversicht, und der bei aller Abgründigkeit doch immer einen Boden
unter seinen Füßen hat. Stadlers Nähe und Verbundenheit zu Hebel ist stark
spürbar, seine Geistesverwandtschaft mit diesem Dichter, der „das Schöne mit
dem Wertvollen verbindet. Wie er sagt, was gesagt werden muss", schätzt Stadler
an Hebel. Und „dass es ein Glück sei, seinen Hebel zu lesen".

Vieles verbindet den Kleist- und Büchner-Preisträger mit Hebel. Just an Hebels
250. Geburtstag den Hebel-Preis zu erhalten, darüber freue er sich „saumäßig" -
um sich in der Sprache seiner Kindheit im Oberschwäbischen auszudrücken. Dann
erzählt der 56-Jährige, wie er früh auf die Schönheit der Sprache gestoßen sei, als
er als Ministrant die Psalmen hörte. Das habe seine Vorstellung von dem, was
Sprache sei, geprägt. Dann greift der vielfach ausgezeichnete Autor zu seinem Roman
„Einmal auf der Welt. Und dann so" - einer überarbeiteten und erweiterten
Fassung seiner autobiografischen Trilogie „Ich war einmal", „Feuerland" und
„Mein Hund, meine Sau, mein Leben" - und liest daraus eine Seite. Auch in diesem
Ausschnitt bringt Stadler wieder das zum Ausdruck, was für ihn Erinnerung,
Sprache und Schreiben bedeutet.

Die Auseinandersetzung mit Heimat und Fernweh, die feine Ironie, der schwarze
Humor, die Satire, die tragischen und komischen Elemente, die sich in seinen
Werken verbinden, all dies kommt auch in der Kürze der Lesung zum Vorschein.

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