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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 51
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0053
Als Grenzach und Wyhlen fast „gänzlich ruiniert66 waren

Erhard Richter

Nach der Französischen Revolution von 1789 erklärte Frankreich 1792 Österreich
den Krieg, wodurch die vorderösterreichischen Orte des Hochrheintales sowie
auch das markgräfliche Grenzach mehrmals unter französischen Einfällen zu
leiden hatten. Besonders hart traf es unsere Dörfer, als sie von 1799 bis 1801
durch die Franzosen besetzt waren.

Am 15. April 1799 beschreibt der Grenzacher Vogt Johann Hartmann in einem
Brief an das Oberamt Rötteln die Situation seines Ortes wie folgt: „Krenzach ist
auserstand vorrätiges Brodt zu backen. Es sind wenige Heüser darinen, wo noch
Brod und Gemüß anzu trefen ist." Heu und Haber sind ebenfalls „aufgezehret", so
dass der Ort genötigt sei, dieses in der Schweiz zu kaufen. Über 100 Saum Wein
hätten die Besatzungstruppen schon „gekostet" (1 Saum =150 Liter), und dazu
rückten „gestern Abend und in der Nacht" noch weitere 14 „Compagnien" ein.
Man könne sich leicht vorstellen, wie es den Einwohnern zu Mute sei, zumal in etlichen
Häusern noch geplündert wurde. „Alles war voller Angst und Schrecken".

Hartmann schreibt dann abschließend: „Dieser Ort kan sich nimer lang halten,
wenn er nicht understüzung bekomt, und es scheind fast daß die herschaftlichen
Speicher zugeschlosen bleiben sollen, biß der arme Landman gänzlich ruinirt sein
wird."

Dieses Schreiben konnte schon deswegen keine Besserung der Lage bringen,
weil die Franzosen in der Folgezeit zu den schon einquartierten 400 Husaren noch
100 Infanteristen nach Grenzach verlegten. Deshalb ergeht am 8. Juli 1799 ein erneutes
Schreiben Hartmanns an das hochfürstliche Oberamt, in dem es heißt: „Da
der Ort fast genzlich am gemüß auf gezert (sei), bittet man das Hoch Fürstl. Oberamt
zu befehlen, ... aus den Ortschaften wo keine starke Einquartirung ist, Etliche
Fuhren Grumbiren um billige Bezahlung zuschicken zu lassen". Auch sei das wenige
Heu, das hier wächst, durch die Husaren „fast genzlich auf gezert".

In Wyhlen war die Situation der Bevölkerung mindestens ebenso schlimm wie
in Grenzach, denn in einem Schreiben an das Kollegiatstift Rheinfelden, in dem
die Gemeinde um Erlass des Bodenzirises für das Jahr 1799 bittet, heißt es: „Es ist
doch allgemein bekannt, daß Wyhlen in diesem gantzen Jahr Beständig 300 auch
400 Mann fränckische [französische] Chavalleristen in den Häusern Bequartieret,
und noch zu diessen 600 auch bis 700 Man Infanderisten aus dem Torff [Dorf] im
Lager, und auch auf den Winder in die Häusser zu den Chavalleristen bekommen.
... Keine Gemeinde in dem gantzen Rheinthal hat in diessem Leitigen und Kridi-
schen Kriege so viell wie Wihlen gelitten."

Aus diesem Schreiben geht auch hervor, dass die französischen Truppen nicht nur
in den Häusern einquartiert waren, sondern auch noch ein eigenes Lager besaßen.

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