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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 139
(PDF, 39 MB)
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Das „Große Sterben" im Markgräflerland

Konrad M. Müller

Was „Großes Sterben" oder „das große sterbote" heißt, braucht den Mitgliedern
des Geschichtsvereins Markgräflerland nicht gesagt zu werden, denn ein Kenner
der Pestgeschichte hat vor noch nicht allzu langer Zeit eine Einführung gegeben,
die den Oberrhein in die europaweite Seuchengeschichte eingebunden hat. „Das
dichte Seuchengeschehen am Oberrhein rechtfertigt eine vergleichende Untersuchung
, die unter Hinzuziehung vor allem des Ratsschriftgutes mehr Licht auf die
Auswirkung von Seuchen und die Strategien zu deren Bewältigung in der Region
liefert, ... Eine Studie dieser Art ist ausdrücklich als Desiderat der Forschung zu
kennzeichnen."1 Die Orte sind eingeteilt nach dem Schema „Verbleiben der Gemeinden
im Zuge der Gemeindereform"2

Lörrach

Früheste Nachweise, dass in einer Stadt die Pest herrschte, sind Aufzeichnungen
über Judenverfolgungen. Die Juden sollen durch Brunnenvergiftungen im Jahre
1348 die Pest verbreitet haben. Ob aber der Judenbrunnen in Lörrach auf so eine
Verfolgung zurückzuführen wäre, muss mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen
werden, denn Juden sind in Lörrach erst im späten 15. Jahrhundert nachgewiesen
. Der Brunnen wird 1492 im Flurnamenverzeichnis belegt. Ob die Pest, die zur
Mitte des 14. Jahrhunderts die Stadt Basel heimsuchte, nach Lörrach übergriff, kann
nicht festgestellt werden.3 Weitere Pestwellen, die Basel heimsuchten, können die
Umgebung betroffen haben. So ist in Basel für das Jahr 1502 ein Sterbend (das Wort
Pest wurde in jener Zeit möglichst vermieden) genannt. Valerius Anshelm in der
Berner Chronik und auch Abt Trithemius in der Hirsauer Chronik erwähnen, dass
am Oberrhein die Ablasspredigten wenig Erfolg hatten, weil 1502 in der Gegend die
Pest herrschte. Für 1517 ist eine Hauptwehe (eine Krankheit mit pestartigem Fieber)
verzeichnet. Als bald danach Pfarrer Melchior Hübschenberger, der 1505 von Wollbach
nach Lörrach kam, 1522 eine Annakapelle errichten ließ, kann das durch die
Basler Pest veranlasst worden sein oder der Pfarrer wollte die hl. Anna als Fürbitte-
rin gegen die Pest empfehlen. Es gibt einige Orte, wo die hl. Anna als Pestpatronin
gilt. Wahrscheinlich ist der Heiligen in diesen Jahren Lörrachs Verschonung vor der
Pest zugeschrieben worden. Auch wenn die Kapelle heute nicht mehr steht, ist ihr
ehemaliger Standort durch die Lörracher Pestgeschichte zu finden. Lörrachs Friedhof
lag ursprünglich um die Kirche in der Ortsmitte. Als 1610 die Pest in Lörrach
ausbrach, war der Platz an der Kirche in Kürze überfüllt; um abzuhelfen, wurde bei
der Annakapelle, die in einiger Entfernung außerhalb der Ortsgrenze erbaut worden
war, ein neuer Friedhof für die Pesttoten eingerichtet. Wo heute der Hebelpark liegt,
war dieser Friedhof. Auf dem Stadtplan von 1756 ist sowohl der Friedhof als auch

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