Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 131
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0133
Erinnerungen aus dem Kleinen Wiesental:
Sallneck in den Jahren 1944 bis 1950

Christine Kaltenbach

Im Jahr 1944 war das Endchaos des 2. Weltkriegs vorauszusehen.

Durch befreundete Familien fanden meine Eltern 1944 zu dieser Zeit mit drei
Kindern die Möglichkeit, bei einem Bauern in Sallneck den Speicher auszubauen,
so dass wir für drei Jahre in Sallneck, einem vom Kriegsgeschehen entfernten Ort,
wohnten.

Von 1947 bis 1950 hatten wir zwar noch den Hauptwohnsitz in Sallneck, lebten
aber in Freiburg im Untergeschoss des Hauses einer befreundeten Familie, damit
die Kinder in Freiburg eine höhere Schule besuchen konnten. Ringsum waren die
Häuser zerstört.

Der Unterschied hätte nicht größer sein können zwischen dem Dorf im Kleinen
Wiesental und der in Trümmern liegenden Stadt Freiburg.

Die Zeit vor Kriegsende und die Nachkriegszeit waren geprägt von der schweren
Arbeit um das tägliche Brot, zumal viele Männer fehlten und die Frauen,
Großväter, Großmütter und Kinder die Last zu tragen hatten. Unsere Bäuerin hatte
einen Knecht aus der Ukraine mit Namen Peter; ihm ging's gut, er war fleißig und
friedlich.

Alle Arbeitsgänge mussten von Hand gemacht werden, die Kühe wurden vor
den Wagen gespannt, wenige Bauern hatten ein Pferd oder einen Ochsen. Da es
keine Weidezäune gab, mussten die Kühe von Kindern gehütet werden. Die Bauern
und die wenigen zugezogenen Städter waren fast alle Selbstversorger: Kartoffeln
, Zuckerrüben und Gemüse hat man angebaut, Pilze, Beeren und Tannenzapfen
wurden gesammelt. Die Bauern säten das Korn, so konnten die Städter nach der
Ernte die liegengebliebenen und abgefallenen Ähren sammeln.

Man fuhr mit den Bauern nach Wieslet in die Streich-Mühle, wo das Korn zu
Mehl gemahlen wurde.

Es gab damals viel Obst: Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Kirschen. Etwas Besonderes
war das Dörren von in Schnitzen geschnittenem Obst. Im Winter waren
gedörrte Schnitz und Kartoffelbrei ein beliebtes Mittagessen, oder „Schweizi", das
war eine gebrannte Mehlsuppe.

Im Herbst wurde geschlachtet, meistens ein Schwein. Milch und Eier gab's bei
den Bauern zu kaufen. Die einzige Verbindung nach Schopfheim war das Milchauto
. Immer wieder kamen Menschen aus der Stadt zum Hamstern.

Nur zu Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten kochte man „fürstlich".

Noch vor Kriegsende mussten die Schulkinder Kartoffelkäfer sammeln sowie allerlei
Blüten und Blätter für Tee.

131


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0133