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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 134
(PDF, 41 MB)
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Stetten - vorderösterreichischer Sperrriegel zwischen

Basel und der Markgrafschaft

Ein Stück Orts geschickte der frühen Neuzeit im Spannungsfeld habsburgischer

und französischer Interessen

Hubert Bernnat
/. Spannungsfelder

Manchmal stehen eigentlich lokale Anlässe in keinem Verhältnis zum Ausmaß
der Ereignisse, die sie ausgelöst haben. Der Anschlag seiner 95 Thesen durch Martin
Luther 1517 an das Haupttor der Schlosskirche in Wittenberg führte zur Reformation
und der damit verbundenen Spaltung des christlichen Glaubens in verschiedene
Konfessionen, der Sturz dreier katholischer Habsburger Unterhändler
aus einem Fenster der Prager Burg 1618 durch Vertreter der protestantischen böhmischen
Stände führte letztendlich in den Dreißigjährigen Krieg und der Sturm
auf die Bastille durch wütende Volksmassen in Paris am 14. Juli 1789 eskalierte
zur großen Französischen Revolution. Jedes Mal waren die Folgen gravierend und
jedes Mal lassen sich die weitreichenden Folgen nicht allein kausal aus den lokalen
Anlässen erklären. Unter anderen historischen Umständen wären die gleichen
geschichtlichen Ereignisse in ihrer Wirkung und nachhaltigen Bedeutung zwar immerhin
regional bedeutend gewesen, aber nicht Bestandteil unseres kollektiven
historischen Gedächtnisses geworden, das die lokalen Ereignisse untrennbar mit
den weitreichenden Folgen von europäischer bzw. welthistorischer Bedeutung verknüpft
. Doch schon länger schwelende, vielschichtige und spannungsgeladene
Macht- und Interessenskonstellationen, in denen Bereitschaft und Instrumentarien
für Ausgleich und Kompromisse fehlen, können lokalen Ereignissen plötzlich eine
ungeheure Dynamik verleihen. Dann verkommt der Anlass zum Vorwand und die
eigentlichen Konflikte werden unerbittlich und gewaltsam ausgetragen.

Reformation und Französische Revolution begrenzen den Zeitraum, um den es
in diesem Aufsatz geht, der Dreißigjährige Krieg liegt mitten darin. Das 16. bis 18.
Jahrhundert, die frühe Neuzeit, war in Europa eine Zeit voller Spannungsfelder,
die sich in mehreren Kriegen gewaltsam entluden. Das ist die eine Seite. Dass sie
auch eine Zeit der Philosophie, Kultur und Wissenschaft war, ist die andere Seite.
Für die einfachen Menschen, den überwiegenden Teil der Bevölkerung, war zumeist
nur die eine Seite, die gewaltsame, zu spüren. Das soll am Beispiel des kleinen
Ortes Stetten gezeigt werden. Denn spannend werden die großen Konflikte,
wenn man sie auf die lokale Ebene herunterbricht, vor allem dann, wenn die lokale
Ebene in den Schnittpunkt unterschiedlichster und gegensätzlichster, aber mächtiger
Interessen gerät. So lag Stetten zwischen der Markgrafschaft Baden und der

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