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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 161
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0163
Woher kommt der Ortsname Grenzach?

Erhard Richter

Die meisten deutschen Ortsnamen auf -ach gehen auf das germanische aha
(= Gewässer) zurück, so dass man den Ortsnamen Grenzach früher stets mit dieser
Endung in Verbindung gebracht hat.1} Deshalb stößt man auch immer wieder auf
Deutungen wie „Bach des Granzo" oder „Bach an der Grenze". Diese Ableitungen
sind aber aus folgenden Gründen völlig abwegig:

Grenzach liegt an keinem größeren Bach, und der etwa 50 cm breite ehemalige
Talbach kommt für die Namengebung nicht in Betracht, da althochdeutsch „aha"
nur größere Hauptbäche bezeichnete, während die kleinen Nebengewässer stets
„Bach" genannt wurden.

Der 1275 erstmals in der Form „Crenzach" urkundlich erwähnte Ortsname kann
auch nicht mit „Grenze" in Verbindung gebracht werden, da die aus russisch-polnisch
„granica" im 13. Jahrhundert im preußischen Ordensland entstandene Bezeichnung
erst im 16. Jahrhundert im Westen als Fremdwort übernommen wurde.2)
Durch Luther ist dann „Grenze" im 16. Jahrhundert gemeindeutsch geworden und
an die Stelle von germanisch „Mark" getreten. Außerdem wird der Ortsname
Grenzach mundartlich im Anlaut mit Ch gesprochen, was nur von einem ursprünglichen
K herrühren kann. Bis in jüngste Zeit herrschte übrigens die K-Schreibung
vor (noch 1804: Krenzach).

Diese Überlegungen und die beiden nachgewiesenen größeren römischen Niederlassungen
weckten nun die Vermutung, dass es sich bei diesem Ortsnamen um
einen römischen acum-Namen handeln könnte. Zahlreiche Ortsbezeichnungen im
ehemals römischen Gebiet gehen nämlich auf diese Namen zurück und enden heute
in Deutschland zumeist auf -ach, wie z. B. Breisach. Dieses -acum ist die neutrale
Form von -acus, das an römische Personennamen angehängt wurde, wodurch
diese den Charakter eines Eigenschaftswortes bekamen. Zusammen mit dem
Hauptwort „fundus" (= Gut) bezeichneten die so gebildeten Namen ein Gut, das
der betreffenden Person gehörte.3)

Um die These von der römischen Herkunft des Ortsnamens Grenzach zu beweisen
, musste natürlich ein römischer Personenname nachgewiesen werden, der zusammen
mit der Endung -acum die Urform des Namens ergeben könnte. Zum
Glück fand sich nun ein solcher Personenname, nämlich Carantius, der durch die
Endung -acum zu „Carantiacum" (Gut des Carantius) wurde.4) Dieses „Carantia-
cum" veränderte sich dann infolge der althochdeutschen Lautverschiebung und
des i-Umlauts völlig lautgesetzlich zu „Cherenzach", und dann zu „Chrenzach"
(gesprochen „Chränzech"), wobei wir bei der heutigen mundartlichen Form des
Ortsnamens angelangt sind.5)

„Carantiacum" liegt auch 15 französischen Ortsnamen zugrunde, was beweist,
dass der Name Carantius relativ oft vorkam.6) Als Beispiele seien hier nur Carancy,

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