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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 64
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Industrialisierung des Landkreises Lörrach

im 19. Jahrhundert

Andreas Müller

Vor 1834

In der Badischen Zeitung stand am 21.04.2012 folgender Satz: „Das Schwarzwaldtal
zwischen Lörrach und Todtnau war neben dem Ruhrgebiet eine der ersten
großen Industrieregionen". Gemeint war damit das Wiesental und dessen Entwicklung
im 19. Jahrhundert.

Ein großer Teil des Landkreises Lörrach wird seit alters her als „Webland" bezeichnet
. Als Pendant dazu wird das Markgräflerland „Rebland" genannt. Mit dem
Begriff Webland wird belegt, dass im Wiesental schon immer das Textilgewerbe
zu Hause war.

Natürlich gab es schon vor dem 19. Jahrhundert gewerbliche Tätigkeiten im
Landkreis Lörrach: Im Mittelalter der Erzabbau im Oberen Wiesental, in späteren
Jahrhunderten die Papierproduktion in Schopfheim, das Eisenwerk in Hausen, die
Bürstenmacherei in Todtnau sowie die Schnitzereien. Die Herstellung von Textilien
war jedoch immer von größter Bedeutung.

Die Textilindustrie wurde zur Leitindustrie des Frühkapitalismus.

Seit vielen Jahrhunderten lebten die meisten Menschen im Wiesental von dem
Ertrag landwirtschaftlicher Arbeit. Die karge, für Landwirtschaft nicht besonders
ertragreiche Landschaft zwang die Bewohner des Wiesentals, insbesondere des
Oberen Wiesentals, nach alternativen Einkommensquellen zu suchen. Fast jeder
Bauer besaß ein kleines Grundstück, auf dem er Flachs oder Hanf anbaute. Das
Schaf, das man neben anderen Tieren hielt, lieferte die Wolle. Da es galt, so billig
wie möglich zu leben, behalf man sich unter anderem mit Hausspinnerei und
Hausweberei. Die vorhandene Wolle, der Flachs und der Hanf waren die Grundlagen
, um in den Wintermonaten Garn zu spinnen und zu Stoffen zu verarbeiten.
Der Handwebstuhl stand oftmals im Keller, da dort die Luftfeuchtigkeit am höchsten
war.

Damit wurde vor allem der Eigenbedarf gedeckt; für die überschüssige Produktion
fanden sich jedoch immer Abnehmer. Aus biederer Hausarbeit entwickelte
sich so eine Art „Hausindustrie". Handelsherren aus Basel bedachten in zunehmendem
Maße die Wiesentäler mit größeren Spinn- und Webaufträgen. Anfangs
waren es fremde Verleger, auch Ferger genannt, die im Auftrag von Unternehmern
aus Zürich, Basel und Mülhausen Webstühle und Spinnräder aufstellten, die Rohbaumwolle
lieferten und die fertige Ware abholten. Meinrad Montfort, der mehrere
Jahre in Zell im Wiesental das Amt eines Vogtes bekleidete, war einer der bedeu-

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