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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 72
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Weitere Industrialisierung

Wie steil der Aufstieg der Textilindustrie in den Jahren 1860 bis zum Ersten
Weltkrieg war, zeigt die Zahl der Webstühle und Spindeln in dieser Zeit. 1860 waren
es 8000 Webstühle und 160 000 Spindeln, vor dem Ersten Weltkrieg schon
9500 Webstühle und 280 000 Spindeln.

Neben dem Wiesental und der Stadt Lörrach entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts
in Weil am Rhein ein weiteres Industriezentrum, in dem besonders die
Textilveredelung gepflegt wurde. Die Firma Schusterinsel, durch Mülhausener Initiative
1880 als kleiner Färbereibetrieb entstanden, hatte zu Beginn des Ersten
Weltkriegs bereits 1400 Arbeiter. 1898 entstand als Basler Gründung die Firma
Schetty als Garnfärberei.

Drittes Zentrum wurde Rheinfelden. Als die Pläne zur Errichtung des Kraftübertragungswerkes
bekannt wurden, erwarb der Züricher Unternehmer Streule Land,
um eine Seidenfabrik zu errichten. Der Betrieb wurde 1894 mit 186 Webstühlen
und 200 Arbeitern aufgenommen. Um die Jahrhundertwende waren über 350 Arbeiter
und Angestellte beschäftigt. Ein zweiter Textilbetrieb wurde im Jahre 1900
gleichfalls von einem Züricher in Rheinfelden erstellt. Es war die Seidenfabrik
Gustav Henneberg.

Wesentlich ungünstiger zeigte sich das Bild in der Eisenindustrie. Die Blütezeit
des Bergbaus im Oberen Wiesental und der ortsgebundenen Verarbeitungsindustrie
war vorbei. Die Eisenindustrie war zudem durch den Zollverein geschwächt. Die
englische Konkurrenz machte sich auch hier stark bemerkbar. Für die Schweiz war
das Erz aus Hausen im Wiesental zu teuer, und auch im Inland erwuchs Konkurrenz
. Die hohen Kohlen- und Holzpreise standen in keinem Verhältnis zum niedrigen
Eisenpreis. Darum wurde 1865 das Hausener Werk an Karl Wilhelm Grether
aus Schopfheim versteigert, der es auf das Textilgewerbe umstellte. Die Wiesentäler
Hüttenindustrie hatte damit ihr Ende gefunden. Die Eisenverarbeitung dagegen
wurde weitergeführt. In Hausen entstanden eine Gießerei und ein Walzwerk, in
Zell im Wiesental eine Hammerschmiede. Meist deckten mechanische Werkstätten
den Bedarf für die Umgebung.

Maschinenfabriken waren so gut wie keine vorhanden. Die Spinn- und Webmaschinen
wurden zum größten Teil aus der Schweiz oder England importiert.

Als krisenfest erwies sich der jüngste Gewerbezweig, die Bürstenmacherei,
auch in den unruhigen Zeiten der Napoleonischen Kriege und der Technisierung.
Gerade diese Umstände brachten sogar eine Belebung, und mancher Arbeitslose
aus den früheren Hüttenbetrieben fand hier sein Brot. Das Militär und die neu
entstandenen mechanisierten Fabrikbetriebe steigerten den Absatz der Produktion
. Mit der erhöhten Nachfrage setzte um die Jahrhundertmitte ein Konzentra-
tionsprozess ein. War die Bürstenfabrikation bis dahin eine reine Hausindustrie,
entwickelte sich um 1860 daraus der Fabrikbetrieb. Bereits um 1853 war ein
Sortiment von ca. 300 Bürsten auf dem Markt. Die Rohstoffe wurden nicht mehr
im heimischen Gebiet gesammelt. Sie kamen aus den verschiedenen deutschen

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