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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 11
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Keller, in die Scheuem, in die Ställe und Speicher. Und wie leicht
konnte es dabei zu Zwischenfällen kommen mit dem Klostergesinde.
Zum Schlüsse müßte man dann noch jedem einen Gulden in die
Hand drücken! Nein, die Soldaten des Grafen durften das Kloster
nicht betreten! Man hatte Herrn Jakob aus diesem Grund nicht
benachrichtigt, und man würde ihn auch nicht benachrichtigen. Das
stand fest. Das war schon eine ausgemachte Sache, als man das
Ende des Abtes herannahen sah. Alle Mönche waren schon vorher
in diesem Sinne unterrichtet worden. Der Tod des Abtes sollte geheim
gehalten werden, so lange als möglich. Nicht einmal das
Klostergesinde durfte vorerst davon erfahren.

So war es denn auch geschehen. Und während im Kloster drinnen
der Lichtschein der Kerzen über das Gesicht eines Toten huschte,
glaubten sie draußen im Ort, der Abt, dessen schwere Erkrankung
zwar bekannt war, weile noch unter den Lebenden. Doch war es
einem Bauern aufgefallen, daß am Morgen dieses Tages ein Bote
in aller Eile aus dem Kloster gesprengt war. Diesen Boten hatte
der Prior abgeschickt. Er sollte in Ensisheim bei der vorderösterreichischen
Regierung, die dort ihren Sitz hatte, den Tod des Abtes
melden und die Herren bitten, sie möchten sobald als möglich
einen schicken, der als Vertretung der Regierung der Wahl des
neuen Abtes beiwohne. Ob der Bauer geahnt hatte, daß im Kloster
etwas Außergewöhnliches vorgefallen war! Länger als einen Tag
ließ sich jedenfalls der Tod des Abtes nicht geheim halten. Bereits
im Laufe des Nachmittags drang das Gerücht davon unter die Leute
und bald hatte auch den Herrn von Geroldseck die Nachricht erreicht
. Noch am späten Abend erschien ein Abgesandter des Grafen,
der sich gewaltig beschwerte und drohend von einer verstärkten
Besatzung redete. Da schickte der Prior gleich am andern Tag einen
zweiten Boten nach Ensisheim, der den Herren dort ein eiliges
Schreiben überbrachte. In diesem Schreiben bat der Prior eindringlich
, sie möchten doch sofort einen Bevollmächtigten schicken oder
ihm wenigstens mitteilen, wie man sich bei der vorzunehmenden
Wahl zu verhalten habe. Auch hatte er nicht unterlassen, die drohenden
Äußerungen des geroldseckischen Gesandten den Herren
zur Kenntnis zu bringen.

Die Wahl wurde am 25. Juli in aller Eile vorgenommen, ohne daß
man jemand von Geroldseck hinzuzog. Der Prior ging, wie zu erwarten
war, als Abt aus ihr hervor, und trat unter dem Namen Johannes
4. die Leitung des Klosters an.

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