http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0047
Fast alljährlich erscheint der gesundheitlich stark anfällige, besonders
durch Gesichtsrose vielgeplagte Mann hier zum Gebrauche
des „Sauerbrunnens", den er richtig mit „acidulae", aber bisweilen
fälschlich mit „thermae" bezeichnet (es hat so wenig wie Griesbach
warme Quellen wie etwa Baden-Baden, Hub u. a. m.). Dazu kommt
dann sein 1K jähriger Daueraufenthalt in Rippoldsau als Prior dort
und auch noch späterer häufiger Kurgebrauch als Abt.
Erstmals läßt er Ende Juni 1621 aus Rippoldsau von sich hören,
wo er sich eine 14tägige Badekur erlaubt. Am 5. Juli macht er
einen Ausflug nach „Friedericopolis", das ist Freudenstadt3).
Gerne unternehmen ja die Badegäste, die sich neben dem Badevergnügen
und reichlichen Tafelgenüssen auch sonst allerlei (mehr
oder weniger harmlosen) Zeitvertreib erlaubten, gemeinsame Ausflüge
, besonders wechselseitige Besuchsausflüge aus dem einen Badeorte
zum andern. Einen solchen macht auch Gaisser am 1. Juli nach
Bad Griesbach und sieht darauf, wohl als Gegenbesuch, von
dort bei sich in Rippoldsau einige Nonnen (wohl aus Amtenhausen
oder Wittichen!) 4)
Auf Anraten seines Arztes Dr. Heußler begibt sich Gaisser wieder
Mitte Juli 1623 „ad fontes Acidulas" nach Rippoldsau, nachdem der
Weihbischof von Konstanz auf seinem Weg nach Bad Griesbach
in Villingen durchgereist ist. — Gegen Ende Juni 1624 sieht Rippoldsau
auch den Abt von St. Georgen als Badegast bei sich. *) —
Mitte Mai 1626 nimmt Gaisser, der anstelle des wegen grober
Ausschreitungen (Trunksucht) gemaßregelten bisherigen Priors
P. Bartholomäus zu dieser Vertrauensstellung erhoben worden ist,
seinen Amtssitz in Rippoldsau und kann bereits Ende Mai seine
Badekur beginnen („incipimus lavare"). Auf dem Wege von Villingen
dahin hat er in Wolfach dem fürstenbergischen Obervogt
Fink, zu dessen Amtsbezirk Rippoldsau gehört, seine Aufwartung
gemacht. Bereits im Juni ist in Rippoldsau der Badebetrieb in vollem
Gange. Einträge vom 4., 6., 7. und 16. bezeugen die Anwesenheit
von Badegästen aus den verschiedensten Gesellschaftskreisen,
besonders von Geistlichen und Nonnen. Gaisser pflegte enge Be-
3) Freudenstadt, ursprünglich Friedrichstadt geheißen, war damals knapp 25 Jahre alt und trotz
schwerer Heimsuchungen in raschem Aufblühen begriffen.
4) Ein Badeaufenthalt Amtenhauser Nonnen würde zu dem adeligen Stande vieler dieser Klosterfrauen
recht wohl stimmen. Vergl. Gaissers Erwähnung von Badereisen dieser Nonnen „in thermas
Badenses" (wohl kaum Baden in der Ortenau, sondern im schweizerischen Aargau!) Nach Gerke
«Die Bäder Mittelbadens in alter und neuer Zeit" in „Bad. Heimat, Offenburg und die Ortenau",
1935, galt Griesbach als das .welsche" (Franzosen-) Bad gegenüber Rippoldsau als das vornehmere.
5) Dort findet sich Mitte Juli nach den Tagebüchern des Freiburger Chronisten Th. Mallinger
auch der Bischof von Basel, Wilh. Rink von Baldenstein, ein,- der auf dem Wege dahin in
Freiburg .stattlich empfangen worden".
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